Die feinen Ohren.
Du warst allein,
ich sah durchs Schlüsselloch
den matten Schein
der späten Lampe noch.
Was stand ich nur und trat nicht ein?
Und brannte doch,
und war mir doch, es müßte sein,
daß ich noch einmal deine Stirne strich
und zärtlich flüsterte: Wie lieb' ich dich.
Die alte böse Scheu,
dir ganz mein Herz zu zeigen,
sie quält mich immer neu.
Nun lieg' ich durch die lange Nacht
und horche in das Schweigen -
ob wohl ein weißes Haupt noch wacht?
Und einmal hab' ich leis gelacht:
Was sorgst du noch,
sie weiß es doch,
sie hat gar feine Ohren,
ihr geht von deines Herzens Schlag,
obwohl die Lippe schweigen mag,
auch nicht ein leiser Ton verloren.
Gustav Falke
Geboren am 11.1.1853 in Lübeck; er starb am 8.2.1916 in Großborstel/Hamburg.
Dieses Gedicht widmete er seiner Mutter. Es ist manchmal wirklich schwierig, den Eltern gegenüber seine Gefühle auszudrücken.
Mehr über Falkes Werke gibt es bei Gutenberg.Spiegel.de.
ich sah durchs Schlüsselloch
den matten Schein
der späten Lampe noch.
Was stand ich nur und trat nicht ein?
Und brannte doch,
und war mir doch, es müßte sein,
daß ich noch einmal deine Stirne strich
und zärtlich flüsterte: Wie lieb' ich dich.
Die alte böse Scheu,
dir ganz mein Herz zu zeigen,
sie quält mich immer neu.
Nun lieg' ich durch die lange Nacht
und horche in das Schweigen -
ob wohl ein weißes Haupt noch wacht?
Und einmal hab' ich leis gelacht:
Was sorgst du noch,
sie weiß es doch,
sie hat gar feine Ohren,
ihr geht von deines Herzens Schlag,
obwohl die Lippe schweigen mag,
auch nicht ein leiser Ton verloren.
Gustav Falke
Geboren am 11.1.1853 in Lübeck; er starb am 8.2.1916 in Großborstel/Hamburg.
Dieses Gedicht widmete er seiner Mutter. Es ist manchmal wirklich schwierig, den Eltern gegenüber seine Gefühle auszudrücken.
Mehr über Falkes Werke gibt es bei Gutenberg.Spiegel.de.
immo de - 11. Jan, 18:31