heiter

Montag, 18. September 2006

Die Sonne lacht

Die Sonne lacht
nach langer Nacht.
Gibts was zu tun?
Ich möcht noch ruhn!
Komm her Elan,
lass andre ran.

Mittwoch, 6. April 2005

Krokodilromanze

Ich bin ein altes Krokodil
Und sah schon die Osirisfeier;
Bei Tage sonn ich mich im Nil,
Bei Nacht am Strande leg ich Eier.

Ich weiß mit listgem Wehgekreisch
Mir stets die Mahlzeit zu erwürken;
Gewöhnlich freß ich Mohrenfleisch
Und sonntags manchmal einen Türken.

Und wenn im gelben Mondlicht rings
Der Strand liegt und die Felsenbrüche,
Tanz ich vor einer alten Sphinx,
Und lausch auf ihrer Weisheit Sprüche.

Die Klauen in den Sand gepflanzt,
Tiefsinnig spricht sie: Tochter Thebens,
Friß nur was du verdauen kannst!
Das ist das Rätsel deines Lebens.


(Franz) Emanuel (August) Geibel
(seit 1852: von Geibel) zählte zum großen Dichterkreis seiner Zeit, so auch zu Chamisso, Eichendorff, Bettine von Arnims, Freiligrath und Justinus Kerner. Er wurde am 6.4.1884 in Lübeck geboren.

Sein wohl bekanntestes Gedicht (Lied) singen wir heute noch:
Der Mai ist gekommen.

Mehr über seine Werke erfahren Sie bei Gutenberg.Spiegel.de
sowie bei Wikipedia.

Donnerstag, 31. März 2005

Das Huhn

In der Bahnhofhalle, nicht für es gebaut,
geht ein Huhn
hin und her...
Wo, wo ist der Herr Stationsvorsteh'r?
Wird dem Huhn
man nichts tun?
Hoffen wir es! Sagen wir es laut:
daß ihm unsre Sympathie gehört,
selbst an dieser Stätte, wo es -- ,stört'!


Christian Morgenstern starb am 31.03.1914 in Meran. Er gilt als heiterer Dichter. Besonders seine Sammlung "Galgenlieder" zeigt dies deutlich.

Mehr seiner Werke finden Sie bei Gutenberg.Spiegel.de. Wikipedia bietet Ihnen eine ausführliche Biographie und viele Linkverweise.

Samstag, 26. März 2005

Wer legt die Ostereier?

Diese Frage beschäftigte schon früher die Menschen, so auch Eduard Mörike:

Die Sophisten und die Pfarrer stritten sich mit viel Geschrei:

Was hat Gott zuerst erschaffen? Wohl die Henne? Wohl das Ei?

Wäre das so schwer zu lösen? Erstlich ward ein Ei erdacht:

Doch weil noch kein Huhn gewesen. Schatz so hat's der Has' gebracht.


Soll Eduard Mörike auf ein Ei geschrieben haben (so stand es heute in der Stuttgarter Zeitung).

Da fragt sich wieder, wer hat das Ostereiermonopol?

Update: hier passt so schön die Lösung von Frau Freilich. Vielleicht können Sie auch die Meinung teilen.

Donnerstag, 10. März 2005

Sehnsucht träumen

Sehnsucht, wundervolle
Schöne du! Ich solle
dich nicht denken, sagst du?
Dich nicht spüren,
nicht berühren...
Mhh, ich mag es doch so gerne
wenn im Magen
Wellen schlagen.

Lass doch: Ich sag dir im Stillen
Ich tu's nur um des Träumens Willen.

Heute einmal kein "alter" Dichter, sondern eine junge, graziöse (ich meine aus Graz stammende) Dichterin, mit einem sehr gefühlvollem, ausdrucksstarkem Gedicht.

Mehr Gedichte von freilich finden Sie bei mein Freilach unter der Kategorie Implosionen.

Samstag, 12. Februar 2005

schwäbisch Deftiges

stammt nicht nur aus meiner Feder. Sebastian Sailer der heute vor 291 Jahren geboren wurde, ist der Schöpfer dieser Verse. Selbst Goethe und Mörike schenkten dieser klaren Sprache Aufmerksamkeit, gar Kaiserin Maria Theresia, hingegen weniger der konservative Klerus.

Peter als Gott Vater


Peter hôt a môl uf Erda
wölla a Gott Vater werda;
glei dô hôt dar Gischpel wölla
Moischter sei' vôr älle G'sella,
daß ar thua könnt, was ar wött,
Gealt, aso hôscht's, Peter. g'hett!

Flugs dar Peter hochgebôra
ischt schier zum a Narra wôra.
Sait: i thua schau' eabbas schpüra,
ganz verändert ischt mei' Hira.
Will a reachter Herrgatt sei',
ällas riicht i anderscht ei'.

Aepfel, Bieara und Zitrona
sollat wachsa wia dia Bohna.
Aellas wollfel, niea noitz duir
soll maih sei' in euser Schuir.
Butter, Zieger, Mill und Schmalz
soll ma g'nua hau' neabam Salz.

Muskazie'la und Zibeba
soll ma mir itt so aufheba.
Aellas muaß sei' überflüssig,
su'scht wear i glei überdrüssig.
Aells sei noah meim Abbadit,
wär jô su'scht koi' Herrgatt itt.

Mit di schöanschte Bomeranza
will i alle Zäu' verschanza.
Mit di Feiga, mit di Dattla
will i älle Gääta sattla.
Zucker mach i ussam Schnai,
Neckar ussam Bodasai. …


Das vollständige Gedicht gibt es bei Gutenberg.Spiegel.de nachzulesen.

Eine große, ausführliche Biographie mit vielen Links, Bildern und Einblick in seine Werke finden Sie bei Wikipedia.

Donnerstag, 3. Februar 2005

Heiterer Frühling

Am Bach, der durch das gelbe Brachfeld fließt,
Zieht noch das dürre Rohr vom vorigen Jahr.
Durchs Graue gleiten Klänge wunderbar,
Vorüberweht ein Hauch von warmem Mist.

An Weiden baumeln Kätzchen sacht im Wind,
Sein traurig Lied singt träumend ein Soldat.
Ein Wiesenstreifen saust verweht und matt,
Ein Kind steht in Konturen weich und lind.

Die Birken dort, der schwarze Dornenstrauch,
Auch fliehn im Rauch Gestalten aufgelöst.
Hell Grünes blüht und anderes verwest
Und Kröten schliefen durch den grünen Lauch.


Dich lieb ich treu du derbe Wäscherin.
Noch trägt die Flut des Himmels goldene Last.
Ein Fischlein blitzt vorüber und verblaßt;
Ein wächsern Antlitz fließt durch Erlen hin.

In Gärten sinken Glocken lang und leis
Ein kleiner Vogel trällert wie verrückt.
Das sanfte Korn schwillt leise und verzückt
Und Bienen sammeln noch mit ernstem Fleiß.

Komm Liebe nun zum müden Arbeitsmann!
In seine Hütte fällt ein lauer Strahl.
Der Wald strömt durch den Abend herb und fahl
Und Knospen knistern heiter dann und wann.


Wie scheint doch alles Werdende so krank!
Ein Fieberhauch um einen Weiler kreist;
Doch aus Gezweigen winkt ein sanfter Geist
Und öffnet das Gemüte weit und bang.

Ein blühender Erguß verrinnt sehr sacht
Und Ungebornes pflegt der eignen Ruh.
Die Liebenden blühn ihren Sternen zu
Und süßer fließt ihr Odem durch die Nacht.

So schmerzlich gut und wahrhaft ist, was lebt;
Und leise rührt dich an ein alter Stein:
Wahrlich! Ich werde immer bei euch sein.
O Mund! der durch die Silberweide bebt.


Georg Trakl
am 3.2.1887 in Salzburg geboren, war nur ein kurzes Leben gegönnt. Er schuf viele Gedichte, meist traurig und düster. Hier aber ein heiteres Beispiel.

Mehr über den Dichter, seine Biographie und Werke können Sie bei Gutenberg.Spiegel.de lesen.

Dienstag, 25. Januar 2005

Es war ein Stahlknopf

Es war ein Stahlknopf irgendwo,
Der ohne Grund sein Knopfloch floh.
(Vulgär gesprochen: Es stand offen.)
Ihm saß ein Fräulein vis-à-vis.
Das lachte plötzlich: Hi hi hi.
Da fühlte sich der Knopf getroffen
Und drehte stumm
Sich um.

Solch Peinlichkeiten sind halt nur
Die schlimmen Folgen der Natur.

Über 600 Gedichte von Joachim Ringelnatz finden Sie bei Gutenberg.Spiegel.de.

Freitag, 21. Januar 2005

Gräßliches Unglück,

welches eine deutsche Familie betroffen hat.


Im Wirtshaus sitzt der Vater,
Die Mutter im Theater,
Sie schwelgt im Kunstgenuß.
Die Tochter, unschuldsreine,
Liest still beim Lampenscheine
Den Simplicissimus.

Wie alle höh'ren Töchter
Hat sie nicht der Geschlechter
Verschiedenheit gekennt.
Doch als sie dies gelesen,
Ist alles futsch gewesen,
Was man moralisch nennt.

Sie ließ den Storchenglauben
Wohl über Nacht sich rauben,
Und sonst noch mancherlei.
Sie las vergnügt die Witze,
Verstand die frechste Spitze,
Und wußte, was es sei.

Als dies die Mutter ahnte
Und ihr das Schlimmste schwante,
Sprach sie nicht einen Ton.
Sie schloß in ihrer Kammer
Sich ein, mit ihrem Jammer
Und einem Bariton.

Noch tiefer ist gesunken
Der Vater. Schwer betrunken
Holt er sich bald die Gicht.
Wie war er gut katholisch!
Jetzt ist er alkoholisch!
Bis daß sein Bierherz bricht.

Er geht nicht mehr von hinnen,
Poussiert die Kellnerinnen
Vor Gram und Überdruß.
Und wer hat das verschuldet?
Der, den man leider duldet,
Der Simplicissimus!


Eröffnungshymne

Was ist schwärzer als die Kohle?
Als die Tinte? Als der Ruß?
Schwärzer noch als Rab' und Dohle
Und des Negers Vorderfuß?
Sag mir doch, wer dieses kennt!
-- Bayerns neues Parlament.

Und wo sind die dicksten Köpfe?
Dicke Köpfe gibt es viel,
Denken wir nur an Geschöpfe
Wie Rhinozeross' im Nil.
Dick're hat -- o Sakrament!
-- Bayerns neues Parlament.

Wer ist frömmer als die Taube?
Als die milchgefüllte Kuh?
Als der Kapuzinerglaube
Und das fromme Lamm dazu?
Frömmer ist das Regiment
In dem neuen Parlament.

Und was ist das Allerdümmste?
Schon noch dümmer als wie dumm?
Sagt mir gleich das Allerschlimmste,
Aber ratet nicht herum!
Sag' mir endlich, wer es kennt!
Himmelherrgottsakrament!!

Luwig Thoma erblickte am 21. Januar 1867 das Licht der Welt. Sein bissiger Humor erfreut auch heute noch Leser aller Altersgruppen. Bei Gutenberg.Spiegel.de finden Sie eine reichliche Auswahl seiner Werke.

Donnerstag, 20. Januar 2005

Digitaldichter blödeln

Dichten und Reimen muss nicht immer ernst sein.

Lesen Sie erneut bei IT&W, den Versuch, vorne oder hinten oder beides zu reimen.
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