Schreibwerkstatt

Donnerstag, 24. März 2005

Ostereiermonopol

Der Hase drückt,
wird fast verrückt,
schaut rasch nach hinten:
kein Osterei zu finden.

Die Henne lacht:
hab’s mir gedacht.
Wer branchenfremd,
des’ Ei verklemmt.

Samstag, 19. März 2005

Naturkreislauf

Ein Käfer saß,
bevor er fraß,
auf einem Blatt,
er fraß sich satt.

Da flog ein kleiner Vogel her,
Ihn drückte lang der Hunger schwer.
ein Pick, ein Schluck, der Käfer weg,
das Vöglein pfeift, erfüllt der Zweck.

Die Katze unterm Busch wird wach,
was ist das über mir ein Krach:
Ein Vogel! mau - den hol ich gschwind.
Sie hat geträumt, es war der Wind.

Dienstag, 25. Januar 2005

Zwillinge

Zwilling gehn durch dünn ond dick,
hend au schnell en Standardtrick.
Weil se emmer zammastecket,
mitanander Stroich aushecket,
tun se auf Verwechslung setza,
zammaheba, jo net pätza.


Jungen Eltern für ihre Zwillinge gewidmet. Die werden sich noch wundern, ob der Dynamik und Kreativität der Zwillinge.

Selbst als Zwilling aufgewachsen, weiß ich aus heiterem Erfahrungsschatz zu schöpfen.

Samstag, 22. Januar 2005

Düfte

Düfte, Melodien gleich,
regen Phantasien reich,
Blüten, Lichter, Farbenpracht.
Frische aus dem Tau der Nacht.

Düfte aus dem Zaubergarten,
Blütenblätter all die zarten,
entfalten sich ganz ungeniert,
sie reizen Sinne konzentriert.

Düfte, duften duftig, flüchtig,
Aromen fein, Vielfalt, fast süchtig,
locken weg in fremde Welten,
märchenhafte Regeln gelten.

Düfte schweben und vergehen.
Weshalb verzichten, widerstehen?
Ein kleiner Tropfen, füllt die Luft,
entwickelt sich ersehnter Duft.

Dienstag, 18. Januar 2005

Mir sitzet onderm Äpfelbaum

Mir sitzet onderm Äpfelbaum,
still vergnüagt, mr sieht ons kaum.
Em oigna Garta, s’blüaht, gedeiht,
s’Saugschäft vergessa, jo koin Neid.

Em Frühjohr treibet Krokus raus,
Narzisse, Tulpa schmückets Haus.
Do wird a jedes Blüamle ghegt,
oinzeln düngt, globt, gossa, pflegt.

Die Freud läßt all den Schweiß vergessa,
wenn’d dann auf dr Terrass mol gsessa
ruahscht de aus ond trenkscht en Saft,
was kommt als nächschtes, tank schnell Kraft.


Jungen Freunden zum Einzug ins neue Heim gewidmet.

Samstag, 15. Januar 2005

auf Kinder warten

Leben wächst, bevor auf der Welt,
das Kind im Leib, beschützendes Zelt.

Schwangerschaft ist wie Vorweihnachtszeit,
die Vorfreude, bis es endlich soweit.

Halten Sie gut die Vorfreude fest,
in dem Büchle, bis zum Wiegenfest.


Dieser Reim ist jungen Freunden gewidmet, die nun auf ihr erstes Kind warten. Meist wird zur Geburt gratuliert. Doch die Zeit bis zur Geburt ist eigentlich für Eltern ein eimaliges Erleben.

Montag, 27. Dezember 2004

Mei Garda isch älles

Mei Garda,
der koa no warda.
Worom? Draußa duad’s schneia,
i hock am Fenschder, koa me dro freia.

Bald gucket Premela zur Wiesa raus
ond Schlüsselbloma wachsed zom Strauß.
d’Veigala leuchdet lila sadd.
Jedes Joahr ben’e auf’s neue pladd.

Was dr liab Godd so spriaßa läßt,
manchmol isch’s z’viel, i werd au gstreßt.
S’braucht scho sei Zeit zom Hecka schera,
d'Wiesa mäha, s’Teichle klära.

Als Gärtner bisch doch mächtig stolz.
Bäum en Form schneida, des gibt Holz.
Sieht guad aus ond schpard au Geld.
Beim Nochbor oagseah, für d’Frau a Held.

Auf d’Schnecka hann’e älls mächtig Zorn.
Aber a Weile scho nemm’e koi Schneckakorn.
I pflanz bloß no des, was’se ned meged,
Schmeiß’se zom Nochbor, dass die sich aufreged.

Ernda wird zom größschta Tescht,
drondernai a Gardafescht,
mit Freind, Verwandte, Enkelkender.
No richtet mr'n für’n nägschda Wender.

Dienstag, 21. Dezember 2004

Pudding in Rosen …

Pudding in Rosen
welch seltsamer Reim
Wortspiele kosen
es muß nicht logisch sein

Rosen im Park
Freude und Zierde
ihr Duft anziehend stark
weckt unsere Begierde

Rosen, ob solo oder gebunden
Ausdruck symbolischer Geste
Sie können so vieles bekunden
geschaffen zu diesem Feste

Rosen in allen Varianten
Ob Natur, Worte, ob Bild
Ob Lied von Musikanten
Sehnsucht Dir erfüllt

So wünsch ich Dir Rosen
In jeglicher Art und Zahl
Dazu noch Pretiosen
Geh mit – Du hast die Wahl


Hintergrund: ein geistig Behinderter gewann mit seinem Bild einen Preis anlässlich der Einweihung eines neuen Betreuungsheims. Sein Bild hieß "Pudding in Rosen". Dazu sollten die Verse passen.

Sonntag, 19. Dezember 2004

noch ein schwäbisches Weihnachtsgedicht

„Vom Hemmel hoch do komme her“
hann i erlebt, des isch koi Mär.
Ballonfahra am Bodasee,
isch fascht wie Weihnachta so schee.

Lautlos schwebscht, en d’Ronde gucka,
ab ond zu duat’s Feuer spucka,
damit die Kugel Auftrieb kriagt,
d’Schwerkraft net an Boda ziagt.

Von oba kann’sch die Menschla seha,
s’gmustert Feld vom Traktormäha.
Sieht älles kloi wie Spielzeug aus:
en Zug, a Auto, dort a Haus.

Wenn mr des ganze reflektiert,
em Weitblick gar philosophiert,
dr Oinzelne koasch kaum erkenna,
Gruppa doant scho eher gwenna.

Die Oinzelne müaßt zammasteha,
no kann mr se net überseha.
Des gilt en alle Lebenslaga,
mit g’ballter Kraft die Ziele waga.

Weihnachta isch guat zom bsenna,
amol a bissle Abstand gwenna.
Einsicht, Aussicht – was wird komma?
Isch’s Tal durch, dr Berg erklomma?

Für’s Neue Johr Impuls ond Ziel,
Feuer, Gsondheit, Elan recht viel.
Des wenschet mir von Herza gern,
an Freind ond Partner, nah ond fern.


wer es gern downloaden möchte, hier als pdf-file oder als doc-file, das letztere ist in den Bildern schärfer.

Freitag, 17. Dezember 2004

schwäbische Weihnacht

I han’s no en d’Ohra drenn,
was letscht Johr d’meischt versproche henn:
Friede überall auf dr Erda
s’war bloß z’kurz, jetzt gibt’s Beschwerda

d’Wirtschaft hätt steil wachsa solla,
älle schöpfet aus d’Volla.
d’Arbeitslosazahl steigt nuff,
d’Regierung sagt, des sei koin Bluff.

Wer isch schuld an sodde Fehlprognosa?
Zerscht s’Maul vollnemma, nochher volle Hosa.
Net bloß Gurus, Bosse ond s’Kabinett
mir älle, d’Gsellschaft steueret om d’Wett.

Was sollet mr doa: Apacka, denka?
Warta? s’wird scho oiner lenka?
Ob’s omal dr Hemmel richtet,
en dr Welt d’Streitereia schlichtet?

Dazu isch zur Weihnachtszeit
Olass, dass mr älls verzeiht.
d’Hand reicht ond a noble Gescht,
no koas werde s’beschte Fescht.

Hoff’mr älle, dass so wird
om ons rom dr Engel schwirrt.
Mit seim Sega älle osteckt
ond en ons dr Frieda weckt.

Mir wenschet Äpfel, Nüss ond Kerza,
a bissle Glück ond frohe Herza
Ond wenn’r z’viel hend, gebet ab,
no wird’s gerecht ond niemand knapp.
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