zitiert

Mittwoch, 22. März 2006

Bei Sternenhelle

Oben, wo es nächtig blaut,
Funkelndes Gedränge,
Unten, wo das Auge taut,
Milden Sehnens Klänge!

Klimme, Seele, leis' empor
Auf des Klanges Gleisen,
Sterne, glänzt der Seele vor
In des Himmels Kreisen!


Johann Kleinfercher

Geboren am 22.3.1828 in Steinwand bei Wildegg im Mölltal (Kärnten); gestorben am 7.3.1902 in Wien.

Mehr über den Dichter gibt es bei Gutenberg.Spiegel.de zu lesen.

Montag, 20. März 2006

An eine Rose

Ewig trägt im Mutterschoße
Süße Königin der Flur,
Dich und mich die stille, große,
Allbelebende Natur;
Röschen, unser Schmuck veraltet,
Stürm' entblättern dich und mich,
Doch der ewge Keim entfaltet
Bald zu neuer Blüte sich!


Friedrich Hölderlin


Friedrich Hölderlin wurde am 20.3.1770 in Lauffen am Neckar geboren. Er starb am 7.6.1843 in Tübingen.

Hölderlin gilt als einer der großen Dichter im deutschen Sprachraum. Sein Leben ist bewegt, oft von nicht erfüllter Liebe geprägt. Sehr anschaulich beschreibt dies Peter Härtling in seiner Biographie "Hölderlin".

Mehr zu Hölderlin lesen Sie bei Gutenberg.Spiegel.de sowie bei Wikipedia.

Samstag, 18. März 2006

Vorfrühling

Wie die Knospe hütend,
Daß sie nicht Blume werde,
Liegt's so dumpf und brütend
Über der drängenden Erde.

Wolkenmassen ballten
Sich der Sonne entgegen,
Doch durch tausend Spalten
Dringt der befruchtende Segen.

Glühnde Düfte ringeln
In die Höhe sich munter.
Flüchtig grüßend, züngeln
Streifende Lichter herunter.

Daß nun, still erfrischend
Eins zum andern sich finde,
Rühren, alles mischend,
Sich lebendige Winde.



Winter-Landschaft

Unendlich dehnt sie sich, die weiße Fläche,
bis auf den letzten Hauch von Leben leer;
die muntern Pulse stocken längst, die Bäche,
es regt sich selbst der kalte Wind nicht mehr.

Der Rabe dort, im Berg von Schnee und Eise,
erstarrt und hungrig, gräbt sich tief hinab,
und gräbt er nicht heraus den Bissen Speise,
so gräbt er, glaub' ich, sich hinein ins Grab.

Die Sonne, einmal noch durch Wolken blitzend,
wirft einen letzten Blick auf's öde Land,
doch, gähnend auf dem Thron des Lebens sitzend,
trotzt ihr der Tod im weißen Festgewand.


Christian Friedrich Hebbel


Geboren am 18.3.1813 in Wesselburen (Dithmarschen), gestorben am 13.12.1863 in Wien.

Das erste Gedicht passt so schön zur beginnenden Frühlingszeit, zumindest nach Kalender. Angesichts der aktuellen Wetterlage aber noch ein weiteres, das eher dem Blick aus dem Fenster gerecht wird.

Mehr über Hebbel gibt es bei Gutenberg.Spiegel.de zu lesen sowie bei Wikipedia.

Donnerstag, 16. März 2006

Der Abendhimmel

Wenn ich an Deiner Seite
Im Abenddunkel geh',
Den Mond und sein Geleite,
Die tausend Sterne seh',

Dann möcht' ich den Mond umfangen
Und drücken an meine Brust,
Die Sterne herunter langen
In voller, sel'ger Lust!

Mit ihnen die Locken Dir schmücken!
Und schmücken die schöne Brust,
Ich möcht' Dich schmücken und drücken,
Und sterben vor Wonn' und Lust!


Joseph Christian Freiherr von Zedlitz


Geboren 28.2.1790 Schloß Johannisberg/Österreichisch-Schlesien; gestorben 16.3.1862 Wien.

Mehr über diesen Dichter gibt es bei Gutenberg.Spiegel.de und natürlich bei Wikipedia zu lesen.

Offensichtlich verfügte er bis zum Schluss seines Lebens über hintergründigen Humor. Er soll auf dem Sterbebett gesagt haben: "Es sind schon so viele gestorben, ich werde das auch noch überleben".

Mittwoch, 15. März 2006

Vorfrühling.

Stürme brausten über Nacht,
und die kahlen Wipfel troffen.
Frühe war mein Herz erwacht,
schüchtern zwischen Furcht und Hoffen.

Horch, ein trautgeschwätz'ger Ton
dringt zu mir vom Wald hernieder.
Nisten in den Zweigen schon
die geliebten Amseln wieder?

Dort am Weg der weiße Streif -
Zweifelnd frag' ich mein Gemüte:
Ist's ein später Winterreif
oder erste Schlehenblüte?


Paul Heyse


Geboren am 15.3.1830 in Berlin; gestorben am 2.4.1914 in München.


Mehr über den Dichter erfahren Sie bei Gutenberg.Spiegel.de und natürlich sehr ausführlich bei Wikipedia.

Freitag, 10. März 2006

Winternacht

Verschneit liegt rings die ganze Welt,
ich hab' nichts, was mich freuet,
verlassen steht der Baum im Feld,
hat längst sein Laub verstreuet.

Der Wind nur geht bei stiller Nacht
und rüttelt an dem Baume,
da rührt er seinen Wipfel sacht
und redet wie im Traume.

Er träumt von künft'ger Frühlingszeit,
von Grün und Quellenrauschen,
wo er im neuen Blütenkleid
zu Gottes Lob wird rauschen.


Joseph (Karl Benedikt) Freiherr von Eichendorff

Geboren am 10.3.1788 auf Schloß Lubowitz bei Ratibor/Oberschlesien; gestorben am 26.11.1857 Neisse/Schlesien

Einer der "Altmeister" deutscher Lyrik. Mehr über den Dichter gibt es bei Gutenberg.Spiegel.de zu lesen und natürlich sehr ausführlich bei Wikipedia.

Bei dieser Witterung, ein Blick aus dem Fenster, kommt natürlich nur ein winterliches Gedicht in Frage.

Donnerstag, 9. März 2006

Friedrich der Große und sein Kutscher

Um warf der Kutscher einst den großen Friederich.
Darob gerieth vor Zorn der König außer sich.
»Hum!« sprach der Kutscher kalt und überdacht:
»Und Sie? – Verloren Sie noch keine Schlacht?«

(Johann Christoph) Friedrich Haug

(auch: F. Hophthalmos, Frauenlob d. J.)

Geboren am 9.3.1761 in Niederstotzingen bei Ulm; gestorben am 30.1.1829 in Stuttgart.

Nach dem letzten, langen Gedicht eines schwäbischen Dichters, nun ein kurzes.

Mehr über Friedrich Haug lesen Sie bei Gutenberg.Spiegel.de.

Dienstag, 7. März 2006

Peter als Gott Vater

Peter hôt a môl uf Erda
wölla a Gott Vater werda;
glei dô hôt dar Gischpel wölla
Moischter sei' vôr älle G'sella,
daß ar thua könnt, was ar wött,
Gealt, aso hôscht's, Peter. g'hett!

Flugs dar Peter hochgebôra
ischt schier zum a Narra wôra.
Sait: i thua schau' eabbas schpüra,
ganz verändert ischt mei' Hira.
Will a reachter Herrgatt sei',
ällas riicht i anderscht ei'.

Aepfel, Bieara und Zitrona
sollat wachsa wia dia Bohna.
Aellas wollfel, niea noitz duir
soll maih sei' in euser Schuir.
Butter, Zieger, Mill und Schmalz
soll ma g'nua hau' neabam Salz.

Muskazie'la und Zibeba
soll ma mir itt so aufheba.
Aellas muaß sei' überflüssig,
su'scht wear i glei überdrüssig.
Aells sei noah meim Abbadit,
wär jô su'scht koi' Herrgatt itt.

Mit di schöanschte Bomeranza
will i alle Zäu' verschanza.
Mit di Feiga, mit di Dattla
will i älle Gääta sattla.
Zucker mach i ussam Schnai,
Neckar ussam Bodasai.

I will Mosler us di Lacha,
ussam Meer Burgunder macha.
Traubabeer wia d' Schtraußaoyer
laß i wachsa zum Tokoyer.
Uß dar Doana schaff i mir
lauter Karmaliterbier.

Mit am Saiwei' thuat's mi kränka,
was i soll mit deam ausdenka.
Zwôr dean laß i, glaub i, bleiba,
ka' da Duifel mit vertreiba,
und schpreng mit-am no entzwoi
Oicha, Buacha, Felsa, Schtoi'.

Dauba, Enta, Gäu's und Henna
müassat tausadfach rum renna.
Jeda Henn muaß uralt wäara,
wenn sui will a Jungs gebäara;
legat älle Schtund an Oy
oder, wenn's mi g'luschtat, zwoy.

Vögel, dia reacht guat zum drinka,
Waachtla, Schneapfa, Lercha, Finka,
dia schaff i am ällermoischta,
an dar Graiße, an dar Foischta
wia dar graischt Ochs in dar Schweitz;
Nôh isch wacker, nôh vergeit's.

Aber Oi's vor älle Dinga
will i, will's Gott, huit a'bringa.
Dhierla mit so viele Füaßa
mir krepieara huit no müaßa.
Schnôcka, Mucka, Weapsa, Mäus,
mit di Wanza, mit di Läus.

Dees verduiflat Beissa, Naga,
Schteacha, Rupfa, Zupfa, Zwaga
ka' an Baura wia an Herra
fascht gar zum Verzweifla scheara.
Aber dia verfluachte Flaih
theand am ällerärgschta waih.

D' Weiber müassat au krepieara,
dia noitz theand, as d'Leut verfüahra;
dia nu' pochat, zankat, hadrat,
d'Leut ausriichtat, saufat, schnadrat.
D'Noppla müassat z'aischta dra',
wenn i's nu' verbaschga ka'.

Koi'zi Weiber, koi'zi Föhla
will zum Nutza frommer Seela
werfa uf a graußa Kräxa,
und verbrenna mit di Hexa.
Do di brave laß i schtauh'
und will etli wachsa lau'.

Kinder muaß as koine geaba,
allas komm glei' grauß zum Leaba;
denn dees wieaga, pflenna haira,
füahra, putza, schmoichla, waihra,
ischt di Eltra oi'môl z'viel:
i woiß vo' dar Peternill.

Ällas will i schöa' geschtalta,
ällas will i gesund erhalta.
Älle Dokter und Balbierer,
Apotheker und Klischtierer
machat nu' deam Beutel hoiß,
bis ma schwitzt da Daudtaschwoiß.

D' Projektanta laß i henka,
dia mit Lischt, mit Ränk und Schwänka
ällas um und um weand kehra.
Hanga müassen's, will's verschwöra!
Will do seah' für dees G'sind,
ob i Schtrick und Böm g'nua find.

D' Schneider ka' ma sieada, brôta,
gilt mar gleich, i ka's wohl g'rôta.
Ma muaß aber oh' Versauma
äll iahr Floisch uf d' Seita rauma;
denn dear wilde Schneiderg'schmack
leid't koi' G'wüütz und koin Dubak.

I will d'Leut schau' sealber kloida:
Hansel, Gretel, älle boida
müassat schöane Wammas krieaga,
will koi's b'scheissa, koi's betrüaga.
Handla will i, wia-n-i ka',
as a braver Biederma'.

Mit am Geald will's i au schliichta,
und in bessre Ordning riichta.
D'Baura müassat äll verarma,
theand mi in dar Sail verbarma;
denn im lieaba Schwôbaland
ischt a lautrer Duranand.

G'sandte kommat wohl zuasamma
z' Ulm vielleicht in Gottes Nama,
für dear Länder Wohl beflissa.
I deaf aber bey mei'm G'wissa
schwöra, daß i seall itt woiß,
was se machat uf am Krois.

D' Simonie hôt au ei'g'rissa;
Do, i will sei' reacht beflissa,
daß as muaß an anders weara
bey deam nuia Euserhearra.
Su'scht krieagt Neama'd in dar Wealt
maih an Aemtle auhne Geald.

Kuuz, i will älls eba macha,
daß oi'm 's Heaz im Leib soll lacha.
I will au da Duifel schnüara,
daß ar Neamad ka' verfüahra;
hack am boide Hôra a,
daß ar nimma schteacha ka'.

So hauh hôt dar Peter g'schprocha,
wia ar an dar Gotthoit g'rocha;
lieaß se weiter nix maih kränka,
und thät nimma weiter denka,
daß ar nu' a halba Schtund
euser Herrgatt bleiba kundt.


Sebastian Sailer
(eigentlich: Johann Valentin Sailer)

Geboren 12.2.1714 Weißenhorn/Bairisch Schwaben; gestorben 7.3.1777 Obermarchthal/Donau.

Sag bloß einer, die Lyriker, gar Mönche hätten keinen Humor besessen, und das vor über 250 Jahren.

Mehr über den Dichter gibt es bei Gutenberg.Spiegel.de sowie sehr ausführlich bei Wikipedia zu lesen.

Freitag, 17. Februar 2006

Graue Wolken

Eingehüllt in graue Wolken,
Schlafen jetzt die großen Götter,
Und ich höre, wie sie schnarchen,
Und wir haben wildes Wetter.

Wildes Wetter! Sturmeswüten
Will das arme Schiff zerschellen -
Ach, wer zügelt diese Winde
Und die herrenlosen Wellen!

Kanns nicht hindern, daß es stürmet,
Daß da dröhnen Mast und Bretter,
Und ich hüll mich in den Mantel,
Um zu schlafen wie die Götter.


Heinrich Heine

Heute ist sein 150. Todestag.

Wenn Sie im Potsdamer, Berliner Raum wohnen oder diese Städte besuchen, empfehle ich Ihnen eine Austellung

17.02.2006 bis 31.03.2006 - Ausstellungen
Heinrich Heine - Leben, Werk und Wirkung
Ausstellungseröffnung: 17. Februar um 19 Uhr
Stadt- und Landesbibliothek Potsdam
14467 Potsdam, Am Kanal 47

Lesen Sie mehr über Heinrich Heine bei Gutenberg.Spiegel.de und bei Wikipedia.

Update 16.00 Uhr:
Einen weiteren aktuellen Link fand ich nun noch in DIE ZEIT:

Heine, der Spieler
Warum er uns immer noch entzückt

Von Iris Radisch

Mittwoch, 15. Februar 2006

Ich

Die Ehre hat mich nie gesucht;
sie hätte mich auch nie gefunden.
Wählt man, in zugezählten Stunden,
ein prächtig Feierkleid zur Flucht?
Auch Schätze hab ich nie begehrt.
Was hilft es sie auf kurzen Wegen
für Diebe mehr als sich zu hegen,
wo man das wenigste verzehrt?

Wie lange währt's, so bin ich hin,
und einer Nachwelt untern Füßen?
Was braucht sie wen sie tritt zu wissen?
Weiß ich nur, wer ich bin.


Gotthold Ephraim Lessing

Lessing wurde am 22.1.1729 in Kamenz/Oberlausitz geboren, er starb am 15.2.1781 in Braunschweig.

Mehr über Lessing gibt es bei Gutenberg.Spiegel.de zu lesen und sehr ausführlich bei Wikipedia.

Freunden historischer Bibliotheken empfehle ich den Besuch der Herzog August Bibliothek in Wolfenbüttel, einer Wirkungsstätte Lessings.
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