zitiert

Dienstag, 14. Februar 2006

Liebesallmacht

Lieb ist seliges Verschulden,
Lieb ist himmlisches Erdulden,
Lieb ist Leben, Lieb ist Tod,
Lieb ist Wonne, Lieb ist Not,
Lieb ist Himmel, Lieb ist Hölle,
Lieb ist Feuer, Lieb ist Welle,
Lieb ist Anfang, Lieb ist Ende,
Lieb ist Schöpfungs-Sonnenwende,
Lieb ist Leib und Lieb ist Seele,
Lieb ist's, liebste Ariele
Lieb ist's, die um Mitternacht
Dieses Lied für Dich erdacht.


Johannes Daniel Falk
am 28.10.1768 in Danzig geboren, am 14. Februar 1826 in Weimar gestorben.

Sein bekanntestes Gedicht ging im Lied "Oh du fröhliche" um die Welt. Mehr zu Falk gibt es bei Gutenberg.Spiegel.de und bei Wikipedia zu lesen.

Mittwoch, 8. Februar 2006

Klarer Tag

Der Himmel leuchtet aus dem Meer;
ich geh und leuchte still wie er.

Und viele Menschen gehn wie ich,
sie leuchten alle still für sich.

Zuweilen scheint nur Licht zu gehn
und durch die Stille hinzuwehn.

Ein Lüftchen haucht den Strand entlang:
o wundervoller Müßiggang.


Richard (Fedor Leopold) Dehmel

Geboren am 18.11.1863 in Wendisch-Hermsdorf / Mark Brandenburg; gestorben am 8.2.1920 in Hamburg-Blankenese.

Mehr über den Dichter gibt es bei Gutenberg.Spiegel.de und bei Wikipedia zu lesen.

Dienstag, 31. Januar 2006

Um Mitternacht

Um Mitternacht
Hab' ich gewacht
Und aufgeblickt zum Himmel;
Kein Stern vom Sterngewimmel
Hat mir gelacht
Um Mitternacht.

Um Mitternacht
Hab' ich gedacht
Hinaus in dunkle Schranken.
Es hat kein Lichtgedanken
Mir Trost gebracht
Um Mitternacht.

Um Mitternacht
Nahm ich in acht
Die Schläge meines Herzens;
Ein einz'ger Puls des Schmerzes
War angefacht
Um Mitternacht.

Um Mitternacht
Kämpft' ich die Schlacht,
O Menschheit, deiner Leiden;
Nicht konnt' ich sie entscheiden
Mit meiner Macht
Um Mitternacht.

Um Mitternacht
Hab' ich die Macht
In deine Hand gegeben!
Herr! über Tod und Leben
Du hältst die Wacht
Um Mitternacht!


Friedrich Rückert

wurde am 16.5.1788 in Schweinfurt geboren; er starb am 31.1.1866 in Neuseß bei Coburg.

Mehr über den Dichter gibt es bei Gutenberg.Spiegel.de und wie immer bei Wikipedia zu lesen

Donnerstag, 26. Januar 2006

Mir ist zu licht zum Schlafen ...

Mir ist zu licht zum Schlafen,
Der Tag bricht in die Nacht,
Die Seele ruht im Hafen,
Ich bin so froh erwacht.

Ich hauchte meine Seele
Im ersten Kusse aus,
Was ist's, daß ich mich quäle
Ob sie auch fand ein Haus.

Sie hat es wohl gefunden
Auf ihren Lippen schön,
O welche sel'ge Stunden,
Wie ist mir so geschehn!

Was soll ich nun noch sehen?
Ach, alles ist in ihr.
Was fühlen, was erflehen?
Es ward ja alles mir.

Ich habe was zu sinnen,
Ich hab', was mich beglückt:
In allen meinen Sinnen
Bin ich von ihr entzückt.


Ludwig Achim von Arnim

Geboren am 26.1.1781 in Berlin; gestorben am 21.1.1831 in Wiepersdorf / Kreis Jüterborg.

Sein bekanntestes Werk war wohl "Des Knaben Wunderhorn". Mehr über von Arnim gibt es bei Gutenberg.Spiegel.de zu lesen sowie bei Wikipedia. Auch sein Fau, Bettina von Arnim, war eine große Dichterin.

Freitag, 20. Januar 2006

Eros

Im Bett der Rose lag er eingeschlossen,
Im Wechselschimmer ihrer zarten Seiten,
Die taugebrochnen Strahlen schmeichelnd gleiten
Hinein zu ihm, von Geisterhauch umflossen.

Mich dünkt, in Schlummer waren hingegossen
Die reinen Glieder, durch des Dufts Verbreiten
Und durch der Biene Summen, die zuzeiten
Vorüberstreift an zitternden Geschossen.

Doch da beginnt mit einemmal zu schwellen
Der Blume Kelch! Ins Freie nun gehoben,
Erkenn ich ihn im Tagesglanz, dem hellen.

Es ist mein Auge vor ihm zugesunken,
Der mich so seltsam mit dem Blick umwoben,
In seinem Lichte lieg ich traume-trunken.


Bettina (Catharina Elisabetha Ludovica Magdalena) von Arnim geb. Brentano


Geboren am 4.4.1785 in Frankfurt/Main; gestorben am 20.1.1859 in Berlin.

Mehr über Bettina von Arnim gibt es bei Gutenberg.Spiegel.de zu lesen und natürlich auch bei Wikipedia (ein Link, der auch heute funktioniert).

Mittwoch, 11. Januar 2006

Die feinen Ohren.

Du warst allein,
ich sah durchs Schlüsselloch
den matten Schein
der späten Lampe noch.

Was stand ich nur und trat nicht ein?
Und brannte doch,
und war mir doch, es müßte sein,
daß ich noch einmal deine Stirne strich
und zärtlich flüsterte: Wie lieb' ich dich.

Die alte böse Scheu,
dir ganz mein Herz zu zeigen,
sie quält mich immer neu.
Nun lieg' ich durch die lange Nacht
und horche in das Schweigen -
ob wohl ein weißes Haupt noch wacht?

Und einmal hab' ich leis gelacht:
Was sorgst du noch,
sie weiß es doch,
sie hat gar feine Ohren,
ihr geht von deines Herzens Schlag,
obwohl die Lippe schweigen mag,
auch nicht ein leiser Ton verloren.

Gustav Falke

Geboren am 11.1.1853 in Lübeck; er starb am 8.2.1916 in Großborstel/Hamburg.

Dieses Gedicht widmete er seiner Mutter. Es ist manchmal wirklich schwierig, den Eltern gegenüber seine Gefühle auszudrücken.

Mehr über Falkes Werke gibt es bei Gutenberg.Spiegel.de.

Montag, 9. Januar 2006

Ich bin Papa

Mitunter schwitzen muß der Schreiner,
Er stößt auf manchen harten Ast.
So geht es auch, wenn unsereiner
Sich mit der Grübelei befaßt.
Zum Glück hat meine gute Frau,
Die liebevoll an alles denkt,
Mir einen kleinen Fritz geschenkt,
Denn oft erfreut mich dieser Knabe
Durch seinen kindlichen Radau,
Wenn ich so meine Schrullen habe.
Heut mittag gab es wieder mal
Mein Leibgericht, gespickten Aal,
Und wie ich dann zur Körperpflege,
Die Weste auf, die Augen zu,
Die Hände friedlich auf dem Magen
Im Polsterstuhl mich niederlege,
O weh, ein Schwarm von dummen Fragen
Verscheucht die heißersehnte Ruh.
Ach, wird es mir denn niemals klar,
Wo ich gewesen, eh ich war?
Schwamm ich, verkrümelt in Atome,
Gedankenlos im Wirbelstrome,
Bis ich am Ende mich verdichtet
Zu einer denkenden Person?
Und jetzt, was hab ich ausgerichtet?
Was war der Mühe karger Lohn?
Das Geld ist rar, die Kurse sinken,
Dagegen steigt der Preis der Schinken.
Fast jeden Morgen klagt die Mutter:
Ach, Herr, wie teuer ist die Butter!
Ja, selbst der Vater wird gerührt,
Wenn er sein kleines Brötchen schmiert.
Und doch, trotz dieser Seelenleiden,
Will keiner gern von hinnen scheiden.
Wer weiß?
Ei sieh, wer kommt denn da?
Hallo, der Fritz! Nun wird es heiter,
Nun machen wir den Eselreiter.
Flugs stell ich mich auf alle viere,
Indem ich auf und ab marschiere,
Und rufe kräftig mein I - ah!
Vor Wähligkeit und Übermut.
I - ah! Die Welt ich nicht so übel.
Wozu das närrische Gegrübel?
Ich bin Papa, und damit gut.


Wilhelm Busch

wurde am 15. April 1832 in Widensahl bei Hannover geboren, er starb am 9. Januar 1908 in Mechtshausen (Harz).

Ein Dichter, dessen Verse wohl die meisten Kinder als erste Lyrik kennenlernten.

Mehr Gedichte finden Sie bei Gutenberg.Spiegel.de und viele weitere Links bei Wikipedia.

Sonntag, 8. Januar 2006

Abschiedslied

Fahr wohl, du alte Schraube!
Mir warst du sehr egal.
Mir schmeckt die Lebenstraube,
Und dir ist alles Qual!
Tu immer, was du wolltest;
Ich stör' dich nicht dabei.
Ich weiß nicht, was du solltest;
Ich laß dich gerne frei.
Und wenn du wieder grolltest,
So wär's mir einerlei.
Schrei nur, mein Liebchen, schrei!


Paul (Karl Wilhelm) Scheerbart

(auch: Kuno Küfer)


Geboren am 8.1.1863 in Danzig; gestorben am 15.10.1915 in Berlin.


Mehr über diesen Dichter mit seiner direkten, spöttischen Sprache finden Sie bei Gutenberg.Spiegel.de sowie bei Wikipedia.

Dienstag, 3. Januar 2006

Die Frauen sind oft fromm und still

Die Frauen sind oft fromm und still,
wo wir ungebärdig toben,
und wenn sich eine Stärken will,
dann blickt sie stumm nach oben.
Ihr' Kraft und Stärke ist gering,
ein Lüftchen kann sie knicken,
doch ist's ein eignes, starkes Ding,
wenn sie gen Himmel blicken.

Oft hab' ich selbst mit Aufgesehn,
sah die Mutter so nach oben,
ich sah nur graue Wolken gehn
und blaue Luft da droben,
sie aber, wenn sie niedersah,
war voller Kraft und Hoffen,
mir ist, die Frauen hie und da
sehn noch den Himmel offen.



Julius Sophus Felix Dahn
Geboren am 9.2.1834 in Hamburg; gestorben am 3.1.1912 in Breslau.

Sein bekanntestes Werk ist wohl "Ein Kampf um Rom". Mehr über Felix Dahn steht bei Gutenberg.Spiegel.de und bei Wikipedia.

Samstag, 31. Dezember 2005

Winterlied

Der Winter hat mit kalter Hand
Die Pappel abgelaubt,
Und hat das grüne Maigewand
Der armen Flur geraubt;
Hat Blümchen, blau und rot und weiß,
Begraben unter Schnee und Eis.

Doch, liebe Blümchen, hoffet nicht
Von mir ein Sterbelied.
Ich weiß ein holdes Angesicht,
Worauf ihr alle blüht.
Blau ist des Augensternes Rund,
Die Stirne weiß, und rot der Mund.

Was kümmert mich die Nachtigall,
Im aufgeblühten Hain?
Mein Liebchen trillert hundertmal
So süß und silberrein;
Ihr Atem ist, wie Frühlingsluft,
Erfüllt mit Hyazinthenduft.

Voll für den Mund, und würzereich,
Und allerfrischend ist,
Der purpurroten Erdbeer gleich,
Der Kuß, den sie mir küßt.
O Mai, was frag ich viel nach dir?
Der Frühling lebt und webt in ihr.


Gottfried August Bürger
(auch: Jocosus Hilarius)

Geboren am 31.12.1747 in Molmerswende bei Quedlinburg; gestorben am 8.6.1794 in Göttingen.

Mehr über diesen Dichter und Schöpfer des Baron von Münchhausen lesen Sie bei Gutenberg.Spiegel.de.

Wikipedia zeigt eine ausführliche Vita sowie einen Link zur kritischen Rezension von Friedrich Schiller.
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