Mittwoch, 16. Februar 2005

Von Schillerwein und Schillers Socken

"In Marbach wurde er geboren, auf dem Literatenhügel thront sein Ebenbild in Stein, in Ludwigsburg besuchte er die Hohe Carlsschule: Friedrich von Schiller, dessen 200. Todestag in diesem Jahr gedacht wird. Eine literarische Spurensuche im Württembergischen.

Stuttgart - Schon am Bahnhof von Stuttgart fällt der Blick auf Weinberge. Die grüne Großstadt "zwischen Wald und Reben", in einem Talkessel am Neckar gelegen, ist eine der größten Weinbaugemeinden Deutschlands. Und wie von Zauberhand findet sich neben der württembergischen Weinspezialität "Trollinger" auch "Schillerwein" im Jubiläumsjahr des großen Dichters im Angebot. Es heißt zwar, der aus blauen, roten und weißen Trauben gekelterte "Rotling" habe nichts mit Friedrich von Schiller (1759-1805) zu tun, sondern werde seiner rötlich schillernden Farbe wegen so genannt. Doch als echter Schwabe war auch jener durchaus einem guten Tropfen nicht abgeneigt."

schreibt der Spiegel in seinem jüngsten Beitrag, lobt Schiller, seine Geburtstadt Marbach, natürlich Suttgart und unseren heimischen Wein, den Trollinger. Na - da müsste ich mit der Redakteurin Cornelia Höhling einmal ein paar Viertela "schlozza", dann wüsste sie wohl, dass wir außer Trollinger und Schillerwein noch weitere Genüsse zu bieten haben.

Ach ja - kleiner redaktioneller Fehler: Die Hohe Karlsschule stand nicht in Ludwigsburg, sonder hinter dem Neuen Schloss, etwa dort, wo heute der Landtag steht. Sei einer Außenstehenden nachgesehen. Und den Schillerwein gibt es schon immer, nicht erst seit dem Jubiläumsjahr (siehe Wikipedia oder spezialitaeten-baden-wuerttemberg.de).

einmal ein ganz anderer Literat

Philipp Melanchthon

Er schrieb das Augsburgische Bekenntnis oder die Augsburgische Konfession. Sicher nicht die auflagenstärkste Schrift, aber mit die weltbewegendste.

Mehr gibt es in meinem Ahnenblogg.

Das Augenlid

Ich weiß ein Tor, das mir das herbe Leben süßt,
Das ist das Augenlid, das meine Augen schließt.
Quält mich die Welt und läßt der Mensch mir keine Ruh',
Schließ ich dies Tor und geh der innern Heimat zu.


Heute aus besonderem Grund ein Gedicht von Justinus Kerner. Zwar ist erst nächste Woche sein Todestag (21.2.1862). Aus gutem Grund verweise ich heute aber schon auf ihn. Mehr Gedichte gibt es bei Gutenberg.Spiegel.de oder auch zu seiner Biographie bei Wikipedia.

Ab heute erhalten Sie Gelegenheit, im Literaturcafe ein Gedicht zu hören:

Dichter am Winter: Kerner - Im Winter.

Bei Freilach sehen Sie in Praxis, was Kerner meinte.

Dienstag, 15. Februar 2005

Vorfrühling

Es fällt die Abenddämmerung
vom Himmel nebelnd und weich,
der laute Tag verstummet,
einem müden Kinde gleich.

Nur unsichtbar hernieder
vom Wipfel im leeren Hag
durch raschelnde Blätter des Vorjahrs
ruft einer Drossel Schlag.

Die Wolke löst sich rieselnd
in Tropfen feucht und sacht;
auf einsamem Wege befällt mich
die dunkelnd einsame Nacht.

Mir aber ist süß und sonnig
von Träumen die Seele bewegt,
wie selig vor seinem Geburtstag
ein Kind zum Schlafen sich legt.

Wer sich jetzt am verschneiten Winterzauber erfreut, der genießt auch schon die Vorfreude auf den Frühling.

Mag es so auch Wilhelm Jensen ergangen sein, als er diese Zeilen schrieb? Der Dichter, heute jährt sich sein Geburtstag zum 168. Male, wirkte in den Hochburgen der Literatur seiner Epoche: München, Wien, Stuttgart. Mehr lesen Sie bei Gutenberg.Spiegle.de oder bei Wikipedia.

Montag, 14. Februar 2005

Das Lebenseinmaleins

Mit EINS da fängt das Leben an;

Mit ZWEY da wird man Frau und Mann;

Und kommen wir erst zu den DREYN:

Da fangen Kinder an zu schrey'n.

Wo DREY sind, folgt alsbald die VIER;

Stets enger wird nun das Quartier;

Bey FÜNF und SECHS giebt's größre Noth:

Denn immer kleiner wird das Brod.

Wohl Mancher rief bey SIEBEN schon:

O weh mir armen Korydon!

So wächst die Zahl von Jahr zu Jahr,

Bis grau vor Alter wird das Haar.

Sie wandern ein – wir wandern aus,

Heut Eins, und Morgen wieder Eins:

Das ist das Lebenseinmaleins!


Johannes Daniel Falk, in Danzig geboren, lange in Weimar zu Hause. Begegnungen mit Goethe und auch Herausgeber einer Gesprächssammlung mit Goethe. Er schrieb das Lied "Oh du fröhliche". Mehr zu seiner Biographie, lesen Sie bei Gutenberg.Spiegel.de oder auch bei Wikipedia. Heute jährt sich sein Todestag zum 179. Male.

Samstag, 12. Februar 2005

schwäbisch Deftiges

stammt nicht nur aus meiner Feder. Sebastian Sailer der heute vor 291 Jahren geboren wurde, ist der Schöpfer dieser Verse. Selbst Goethe und Mörike schenkten dieser klaren Sprache Aufmerksamkeit, gar Kaiserin Maria Theresia, hingegen weniger der konservative Klerus.

Peter als Gott Vater


Peter hôt a môl uf Erda
wölla a Gott Vater werda;
glei dô hôt dar Gischpel wölla
Moischter sei' vôr älle G'sella,
daß ar thua könnt, was ar wött,
Gealt, aso hôscht's, Peter. g'hett!

Flugs dar Peter hochgebôra
ischt schier zum a Narra wôra.
Sait: i thua schau' eabbas schpüra,
ganz verändert ischt mei' Hira.
Will a reachter Herrgatt sei',
ällas riicht i anderscht ei'.

Aepfel, Bieara und Zitrona
sollat wachsa wia dia Bohna.
Aellas wollfel, niea noitz duir
soll maih sei' in euser Schuir.
Butter, Zieger, Mill und Schmalz
soll ma g'nua hau' neabam Salz.

Muskazie'la und Zibeba
soll ma mir itt so aufheba.
Aellas muaß sei' überflüssig,
su'scht wear i glei überdrüssig.
Aells sei noah meim Abbadit,
wär jô su'scht koi' Herrgatt itt.

Mit di schöanschte Bomeranza
will i alle Zäu' verschanza.
Mit di Feiga, mit di Dattla
will i älle Gääta sattla.
Zucker mach i ussam Schnai,
Neckar ussam Bodasai. …


Das vollständige Gedicht gibt es bei Gutenberg.Spiegel.de nachzulesen.

Eine große, ausführliche Biographie mit vielen Links, Bildern und Einblick in seine Werke finden Sie bei Wikipedia.

Freitag, 11. Februar 2005

Der Kuß im Traume

Es hat ein Kuß mir Leben eingehaucht,
Gestillet meines Busens tiefstes Schmachten.
Komm, Dunkelheit! mich traulich zu umnachten,
Daß neue Wonnen meine Lippe saugt.

In Träume war solch Leben eingetaucht,
Drum leb' ich, ewig Träume zu betrachten,
Kann aller andern Freuden Glanz verachten,
Weil nur die Nacht so süßen Balsam haucht.

Der Tag ist karg an liebesüßen Wonnen,
Es schmerzt mich seines Lichtes eitles Prangen
Und mich verzehren seiner Sonne Gluthen.

Drum birg dich Aug' dem Glanze irrd'scher Sonnen!
Hüll' dich in Nacht, sie stillet dein Verlangen
Und heilt den Schmerz, wie Lethes kühle Fluthen.


Karoline von Günderode, sie erblickte heute vor 225 Jahren in Karlsruhe das Licht der Welt. Was junge Damen, dazu im evangelischen Damenstift, so alles dachten und fühlten. Aber sie nahm es sehr ernst und schwer, verstarb auch jung. Mehr gibt es wie so oft bei Gutenberg.Spiegel.de zu lesen.

Gut 100 Jahre zuvor kam mein Simon im Raum Karlsruhe an - ja es gab Karlsruhe noch gar nicht.

Mittwoch, 9. Februar 2005

Ach Lieb, ich muß nun scheiden

Ach Lieb, ich muß nun scheiden,
gehn über Berg und Tal,
die Erlen und die Weiden,
die weinen allzumal.

Sie sahn so oft uns wandern
zusammen an Baches Rand,
das eine ohn' den andern
geht über ihren Verstand.

Die Erlen und die Weiden
vor Schmerz in Tränen stehn,
nun denket, wie's uns beiden
erst muß zu Herzen gehn.

Julius Sophus Felix Dahn wurde heute vor 171 Jahren in Hamburg geboren. Sein wohl bekanntestes Werk ist "Ein Kampf um Rom". Aber auch "Walhall - Germanische Götter- und Heldensagen" ist wohl bekannt. Die zitierten Titel und mehr können Sie bei Gutenberg.Spiegel.de lesen.

Montag, 7. Februar 2005

zum Rosenmontag

Die Rosen schlummern noch im Holz,
der Triebe Augen schwellen stolz,
viel Sonne, bis die Blätter grün,
erst recht, bis voller Schönheit blühn.

es dauert noch - Sonne fehlt

mehr Diskussion, Bilder und Links gibt es bei "mein Freilach"

Freitag, 4. Februar 2005

Hermann Fürst von Pückler-Muskau

heute einmal einen anderen Literat. Er schrieb keine Bücher, sondern Tagebücher oder Briefe. Die lohnen zu lesen bei Gutenberg.Spiegel.de. Fürst Pückler verstarb am 4.2.1871 auf seinem Schloss in Branitz.

Ein "Fürst Pückler" bitte, ergibt sich sofort als Assoziation. Richtig - er ist der Fürst Pückler, nach dem die Kalorien-Eisbomben benannt sind.

Am berühmtesten, wenn auch nicht so bekannt, sind seine Gärten, nämlich die Bad Muskauer Parkanlagen und die Branitzer Gärten.

Beide Gärten bereiste ich schon in den Neunziger Jahren, aber auch die Vorbilder in England. Solche "Gartentouren" kann ich allemal empfehlen. Sie geben wirklich viel für die Augen und die Sinne.

Das Märchen von den fünf Millionen

heute ein modernes, der aktuellen Situation angepasstes Gedicht

(Frei nach den Gebrüder Grimm)

Es war einmal, vor langer, langer Zeit,
da regierte ein König namens Schröder,
im Land da wurd’ es immer öder,
da kam der Clement und war bereit.

Doch niemand kannte seinen Namen,
er sagte ihn nicht, das war ein Leid,
denn seine Forderung, die sprengte jeden Rahmen,
er sollte dafür senken die Arbeitslosigkeit.


Die vollständigen Verse lesen Sie bei Geldseligkeiten (DIE ZEIT Weblog)

Aber in DIE ZEIT schreibt in ihrem Printteil zu diesem Thema weitere interessante Artikel. Bleibt nur zu wünschen, dass solche Beiträge auch mal von Verantwortlichen der Regierung gelesen und umgesetzt werden.

Donnerstag, 3. Februar 2005

Heiterer Frühling

Am Bach, der durch das gelbe Brachfeld fließt,
Zieht noch das dürre Rohr vom vorigen Jahr.
Durchs Graue gleiten Klänge wunderbar,
Vorüberweht ein Hauch von warmem Mist.

An Weiden baumeln Kätzchen sacht im Wind,
Sein traurig Lied singt träumend ein Soldat.
Ein Wiesenstreifen saust verweht und matt,
Ein Kind steht in Konturen weich und lind.

Die Birken dort, der schwarze Dornenstrauch,
Auch fliehn im Rauch Gestalten aufgelöst.
Hell Grünes blüht und anderes verwest
Und Kröten schliefen durch den grünen Lauch.


Dich lieb ich treu du derbe Wäscherin.
Noch trägt die Flut des Himmels goldene Last.
Ein Fischlein blitzt vorüber und verblaßt;
Ein wächsern Antlitz fließt durch Erlen hin.

In Gärten sinken Glocken lang und leis
Ein kleiner Vogel trällert wie verrückt.
Das sanfte Korn schwillt leise und verzückt
Und Bienen sammeln noch mit ernstem Fleiß.

Komm Liebe nun zum müden Arbeitsmann!
In seine Hütte fällt ein lauer Strahl.
Der Wald strömt durch den Abend herb und fahl
Und Knospen knistern heiter dann und wann.


Wie scheint doch alles Werdende so krank!
Ein Fieberhauch um einen Weiler kreist;
Doch aus Gezweigen winkt ein sanfter Geist
Und öffnet das Gemüte weit und bang.

Ein blühender Erguß verrinnt sehr sacht
Und Ungebornes pflegt der eignen Ruh.
Die Liebenden blühn ihren Sternen zu
Und süßer fließt ihr Odem durch die Nacht.

So schmerzlich gut und wahrhaft ist, was lebt;
Und leise rührt dich an ein alter Stein:
Wahrlich! Ich werde immer bei euch sein.
O Mund! der durch die Silberweide bebt.


Georg Trakl
am 3.2.1887 in Salzburg geboren, war nur ein kurzes Leben gegönnt. Er schuf viele Gedichte, meist traurig und düster. Hier aber ein heiteres Beispiel.

Mehr über den Dichter, seine Biographie und Werke können Sie bei Gutenberg.Spiegel.de lesen.

Mittwoch, 2. Februar 2005

Der Wein - die Folgen

Friedrich Schiller

Manchen Kopf mit Dampf gefüllet,
Manchen hast du umgetrillet,
Manchen klugen Kopf berüpelt,
Manchen Magen umgestilpet.
Umgewälzt in seinem Speck,
Manchen Hut krumm aufgesetzet,
Manches Lamm in Wut gehetzet,
Bäume, Hecken, Häuser, Gassen
Um uns Narren tanzen lassen.

(aus "Bacchus im Triller")


Trink ihn aus, den Trank der Labe,
Und vergiß den großen Schmerz,
Balsam fürs zerrißne Herz,
Wundervoll ist Bacchus´ Gabe.

(aus "Das Siegesfest")


Der Wein erfindet nichts, er schwatzts nur aus.

(Wallenstein, Die Piccolomini IV, 7)
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