aufgelesen

Mittwoch, 2. März 2005

Die Nacht

Salomon Geßner

(1753)

"Hast du Philomele*), durch dein zärtliches Lied, hat ein lauschender Waldgott mich geweckt, oder eine Nimphe, die schüchtern durchs Gebüsche rauscht?

O wie schön ist alles in der sänfteren Schönheit! Wie still schlummert die Gegend um mich! Welch Entzücken! welch sanftes Taumeln fließt durch mein wollendes Herz! …

…Das Mädchen sang nicht mehr, schon hatte die Echo in nahen und fernen Klüften den lezten Ton entzücket dreymal gesungen, die Natur feyerte noch das Lied, noch saß die Nachtigal stumm auf dem laubichten Ast: Da trat ich zum Mädchen. Himmlisches Mädchen! Göttin! Stammelt' ich, und trückt' ihr zitternd die Hand, und seufzte, das Mädgen sah schüchtern zur Erde, schamroht und lächelnd, kraftlos sank ich neben sie hin, Stammeln und bebende Lippen mahlten ihr da mein unaussprechlich Entzücken.

Meine zitternde Linke, spielt' auf dem leichtbekleideten Schoosse mit ihren zarten Händen verrähtrische Spiele, indem der andre Arm, um den weissen Hals von braunen Locken umflattert sich wand.

Meine Hand sank auf den atmenden Busen, da seufzte das Mädchen, ich fühlt' es, sah schmachtend nieder, und nahm mit zitterndem Wiederstand meine Hand vom schwellenden Busen, blöde ließ ich den Busen, und den winkenden Sieg.

O Mädchen! Mädchen! Was fühl' ich! Bald förcht ich, du habest mich Flaterhaften zum ew'gen Sclaven gefesselt! …"

Vollständig lesen Sie diese "heiße" Geschichte bei Gutenberg.Spiegel.de.

Salomon Geßner war nicht nur ein junger Heißsporn, er wurde auch ernster, erwachsen, ein Maler und Literat, vor allem ein großer Schweizer Verleger. Er war der Mitbegründer der heutigen NZZ Neue Zürcher Zeitung.

nzz_erstausgabe_titelseite

Mehr über seine Vita und Werke erfahren Sie bei Gutenberg.Spiegel.de und Wikipedia.

*) schon wieder Philome(le)n, da muss ich doch mal direkt dieFrogg fragen, was es mit den angebetenen Philomen oder Philemon auf sich hat, zumal ja Salomon Geßner ein (früherer) Kollege von ihr war.

Dienstag, 1. März 2005

Recept wider böse Weiber

Eine Romanze

Ein armer Ehegatte,
Der ohne seine Schuld
Die Höll’ auf Erden hatte,
Ward endlich der Geduld
Nach langen Jahren müde,
Und schaffte schnell und klug
Sich vor dem Engel Friede,
Der ihn mit Fäusten schlug.


Ein herrliches Gedicht, das Sie vollständig lesen können bei ab::gebloggt.de.

Verfasserin dieses Gedichts ist Anna Louisa Karsch (1722-1791).

Bei wortblume.de gibt es eine Biographie und weitere Werke, ebenso bei litlinks.it.

Donnerstag, 24. Februar 2005

Michelangelo weckte nicht nur

"Steine zum Leben". Er schuf auch Gedichte, gar glühende:

"Nicht Sterbliches sahn meine Augen, als
in deinen schönen aufging aller Frieden.
Nein, eine Seele, Bösem abgeschieden,
traf die verwandte, liebend ebenfalls. …"

Das vollständige Gedicht lesen Sie bei internettrash.com via fhoelder.blogspot.com.

Rainer Maria Rilke übersetzte das Gedicht, deshalb auch ein Zitat von ihm:

Sag weißt du Liebesnächte? Treiben nicht auf deinem Blut Kelchblätter weicher Worte? (R.M.Rilke)

Mittwoch, 23. Februar 2005

Stille einer Winternacht

heute nicht aus Gutenberg.Spiegel.de oder Wikipedia zitiert, sondern ein Verweis auf nächste Nähe bei mein Freilach.

Es passt so schön zu diesem frischen, klirrend kalten Wintermorgen, nach einem weiteren Schneegestöber in der Nacht.

Die junge Poetin erhielt bereits im vergangenen Jahr einen Preis für ein Gedicht.

Samstag, 19. Februar 2005

Georg Büchner

Sein Todestag jährt sich heute zum 168. Male.


"12. An die Familie

Straßburg, den 8. Juli 1833.
Bald im Tal, bald auf den Höhen zogen wir durch das liebliche Land. Am zweiten Tage gelangten wir auf einer über einer 3000 Fuß hohen Fläche zum sogenannten weißen und schwarzen See. Es sind zwei finstere Lachen in tiefer Schlucht, unter etwa 500 Fuß hohen Felsenwänden. Der weiße See liegt auf dem Gipfel der Höhe. Zu unseren Füßen lag still das dunkle Wasser. Über die nächsten Höhen hinaus sahen wir im Osten die Rheinebene und den Schwarzwald, nach West und Nordwest das Lothringer Hochland; im Süden hingen düstre Wetterwolken, die Luft war still. Plötzlich trieb der Sturm das Gewölke die Rheinebene hinauf, zu unserer Linken zuckten die Blitze, und unter dem zerissenen Gewölk über dem dunklen Jura glänzten die Alpengletscher in der Abendsonne. Der dritte Tag gewährte uns den nämlichen herrlichen Anblick; wir bestiegen nämlich den höchsten Punkt der Vogesen, den an 5000 Fuß hohen Bölgen. Man übersieht den Rhein von Basel bis Straßburg, die Fläche hinter Lothringen bis zu den Bergen der Champagne, den Anfang der ehemaligen franche Comté, den Jura und die Schweizergebirge vom Rigi bis zu den entferntesten Savoyischen Alpen. Es war gegen Sonnenuntergang, die Alpen wie blasses Abendrot über der dunkel gewordenen Erde. Die Nacht brachten wir in einer geringen Entfernung vom Gipfel in einer Sennerhütte zu. Die Hirte haben hundert Kühe und bei neunzig Farren und Stiere auf der Höhe. Bei Sonnenaufgang war der Himmel etwas dunstig, die Sonne warf einen roten Schein über die Landschaft. Über den Schwarzwald und den Jura schien das Gewölk wie ein schäumender Wasserfall zu stürzen, nur die Alpen standen hell darüber, wie eine blitzende Milchstraße. Denkt Euch über der dunklen Kette des Jura und über dem Gewölk im Süden, soweit der Blick reicht, eine ungeheure, schimmernde Eiswand, nur noch oben durch die Zacken und Spitzen der einzelnen Berge unterbrochen. Vom Bölgen stiegen wir rechts herab in das sogenannte Amarinental, das letzte Haupttal der Vogesen. Wir gingen talaufwärts. Das Tal schließt sich mit einem schönen Wiesengrund im wilden Gebirg. Über die Berge führte uns eine gut erhaltene Bergstraße nach Lothringen zu den Quellen der Mosel. Wir folgten eine Zeit lang dem Laufe des Wassers, wandten uns dann nördlich und kehrten über mehrere interessante Punkte nach Straßburg zurück.
Hier ging es seit einigen Tagen etwas unruhig zu. Ein ministerieller Deputierter, Herr Saglio, kam vor einigen Tagen aus Paris zurück. Es kümmerte sich Niemand um ihn. Eine bankerotte Ehrlichkeit ist heutzutage etwas zu Gemeines, als daß ein Volksvertreter, der seinen Frack wie ein Schandpfahl auf dem Rücken trägt, noch Jemanden interessieren könnte. Die Polizei war aber entgegengesetzter Meinung und stellte deshalb eine bedeutende Anzahl Soldaten auf dem Paradeplatz und vor dem Hause des Herrn Saglio auf. Die lockte denn endlich am zweiten oder dritten Tage die Menge herbei, gestern und vorgestern Abend wurde etwas vor dem Hause gelärmt. Präfekt und Maire hielten es für die beste Gelegenheit, einen Orden zu erwischen, sie ließen die Truppen ausrücken, die Straßen räumen, Bajonette und Kolbenstöße austeilen, Verhaftungen vornehmen, Proklamationen anschlagen u.s.w."

Büchner gilt als einer der großen Schriftsteller und Freiheitskämpfer. Dies kann aus dem Brief klar erkannt werden.

Mehr Werke lesen Sie bei Gutenberg.Spiegel.de oder eine ausführliche Biographie bei Wikipedia.

Freitag, 18. Februar 2005

Vom Frosch und der Maus

Martin Luther

"Eine Maus wäre gerne über einem Wasser gewesen und konnte nicht und bat einen Frosch um Hilfe. Der Frosch war ein Schalk und sprach zur Maus: "Binde deinen Fuß an meinen Fuß, so will ich schwimmen und dich hinüberziehen."

Da sie aber auf das Wasser kamen, tauchte der Frosch hinunter und wollte die Maus ertränken. Indem aber die Maus sich wehrt und arbeitet, fliegt eine Weihe daher und erhascht die Maus, zieht den Frosch auch mit heraus und frißt sie beide. "

Martin Luther, wohl einer der wichtigsten Literaten, übersetzte nicht nur die Bibel und war Wegbereiter einer einheitlichen deutschen Sprache. Er schrieb manchmal auch einfacheres, wie diese Fabel.

Mehr zu seinen Werken gibt es auf meinem Ahnenblogg.

Donnerstag, 17. Februar 2005

Schiller-Locken Tell-Äpfel

und Schillers Punschbar locken Besucher zum
Schillertag im Wilhelmspalais in Stuttgart an.

Und das ganze kostet nichts! Sag nur einer, die Schwaben seien geizig.

schiller

Mehr zu dieser Schiller-Veranstaltung lesen Sie bei litblog.literaturwelt.de, das autoren- und literatur-weblog aus baden-württemberg.

Mittwoch, 16. Februar 2005

Von Schillerwein und Schillers Socken

"In Marbach wurde er geboren, auf dem Literatenhügel thront sein Ebenbild in Stein, in Ludwigsburg besuchte er die Hohe Carlsschule: Friedrich von Schiller, dessen 200. Todestag in diesem Jahr gedacht wird. Eine literarische Spurensuche im Württembergischen.

Stuttgart - Schon am Bahnhof von Stuttgart fällt der Blick auf Weinberge. Die grüne Großstadt "zwischen Wald und Reben", in einem Talkessel am Neckar gelegen, ist eine der größten Weinbaugemeinden Deutschlands. Und wie von Zauberhand findet sich neben der württembergischen Weinspezialität "Trollinger" auch "Schillerwein" im Jubiläumsjahr des großen Dichters im Angebot. Es heißt zwar, der aus blauen, roten und weißen Trauben gekelterte "Rotling" habe nichts mit Friedrich von Schiller (1759-1805) zu tun, sondern werde seiner rötlich schillernden Farbe wegen so genannt. Doch als echter Schwabe war auch jener durchaus einem guten Tropfen nicht abgeneigt."

schreibt der Spiegel in seinem jüngsten Beitrag, lobt Schiller, seine Geburtstadt Marbach, natürlich Suttgart und unseren heimischen Wein, den Trollinger. Na - da müsste ich mit der Redakteurin Cornelia Höhling einmal ein paar Viertela "schlozza", dann wüsste sie wohl, dass wir außer Trollinger und Schillerwein noch weitere Genüsse zu bieten haben.

Ach ja - kleiner redaktioneller Fehler: Die Hohe Karlsschule stand nicht in Ludwigsburg, sonder hinter dem Neuen Schloss, etwa dort, wo heute der Landtag steht. Sei einer Außenstehenden nachgesehen. Und den Schillerwein gibt es schon immer, nicht erst seit dem Jubiläumsjahr (siehe Wikipedia oder spezialitaeten-baden-wuerttemberg.de).

einmal ein ganz anderer Literat

Philipp Melanchthon

Er schrieb das Augsburgische Bekenntnis oder die Augsburgische Konfession. Sicher nicht die auflagenstärkste Schrift, aber mit die weltbewegendste.

Mehr gibt es in meinem Ahnenblogg.

Das Augenlid

Ich weiß ein Tor, das mir das herbe Leben süßt,
Das ist das Augenlid, das meine Augen schließt.
Quält mich die Welt und läßt der Mensch mir keine Ruh',
Schließ ich dies Tor und geh der innern Heimat zu.


Heute aus besonderem Grund ein Gedicht von Justinus Kerner. Zwar ist erst nächste Woche sein Todestag (21.2.1862). Aus gutem Grund verweise ich heute aber schon auf ihn. Mehr Gedichte gibt es bei Gutenberg.Spiegel.de oder auch zu seiner Biographie bei Wikipedia.

Ab heute erhalten Sie Gelegenheit, im Literaturcafe ein Gedicht zu hören:

Dichter am Winter: Kerner - Im Winter.

Bei Freilach sehen Sie in Praxis, was Kerner meinte.
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