zitiert

Donnerstag, 17. Februar 2005

Frühlingsbotschaft

Leise zieht durch mein Gemüt
Liebliches Geläute.
Klinge, kleines Frühlingslied,
Kling hinaus ins Weite.

Kling hinaus, bis an das Haus,
Wo die Blumen sprießen.
Wenn du eine Rose schaust,
Sag ich laß sie grüßen.


Der Titel passt so schön, wenn draußen alles weiß verschneit glitzert. Da keimt die Vorfreude des Frühlings auf.

heinrich_heine
Heinrich Heine, einer der großen, bedeutenden Dichter und Freiheitskämpfer. Heute jährt sich sein Todestag zum 149. Male.

Eine ausführliche Biographie mit vielen Werkauszügen, Links und Hinweisen finden Sie bei Wikipedia. Gutenberg.Spiegel.de hält wie immer eine große Auswahl seiner Gedichte und Werke bereit.

Dienstag, 15. Februar 2005

Vorfrühling

Es fällt die Abenddämmerung
vom Himmel nebelnd und weich,
der laute Tag verstummet,
einem müden Kinde gleich.

Nur unsichtbar hernieder
vom Wipfel im leeren Hag
durch raschelnde Blätter des Vorjahrs
ruft einer Drossel Schlag.

Die Wolke löst sich rieselnd
in Tropfen feucht und sacht;
auf einsamem Wege befällt mich
die dunkelnd einsame Nacht.

Mir aber ist süß und sonnig
von Träumen die Seele bewegt,
wie selig vor seinem Geburtstag
ein Kind zum Schlafen sich legt.

Wer sich jetzt am verschneiten Winterzauber erfreut, der genießt auch schon die Vorfreude auf den Frühling.

Mag es so auch Wilhelm Jensen ergangen sein, als er diese Zeilen schrieb? Der Dichter, heute jährt sich sein Geburtstag zum 168. Male, wirkte in den Hochburgen der Literatur seiner Epoche: München, Wien, Stuttgart. Mehr lesen Sie bei Gutenberg.Spiegle.de oder bei Wikipedia.

Montag, 14. Februar 2005

Das Lebenseinmaleins

Mit EINS da fängt das Leben an;

Mit ZWEY da wird man Frau und Mann;

Und kommen wir erst zu den DREYN:

Da fangen Kinder an zu schrey'n.

Wo DREY sind, folgt alsbald die VIER;

Stets enger wird nun das Quartier;

Bey FÜNF und SECHS giebt's größre Noth:

Denn immer kleiner wird das Brod.

Wohl Mancher rief bey SIEBEN schon:

O weh mir armen Korydon!

So wächst die Zahl von Jahr zu Jahr,

Bis grau vor Alter wird das Haar.

Sie wandern ein – wir wandern aus,

Heut Eins, und Morgen wieder Eins:

Das ist das Lebenseinmaleins!


Johannes Daniel Falk, in Danzig geboren, lange in Weimar zu Hause. Begegnungen mit Goethe und auch Herausgeber einer Gesprächssammlung mit Goethe. Er schrieb das Lied "Oh du fröhliche". Mehr zu seiner Biographie, lesen Sie bei Gutenberg.Spiegel.de oder auch bei Wikipedia. Heute jährt sich sein Todestag zum 179. Male.

Freitag, 11. Februar 2005

Der Kuß im Traume

Es hat ein Kuß mir Leben eingehaucht,
Gestillet meines Busens tiefstes Schmachten.
Komm, Dunkelheit! mich traulich zu umnachten,
Daß neue Wonnen meine Lippe saugt.

In Träume war solch Leben eingetaucht,
Drum leb' ich, ewig Träume zu betrachten,
Kann aller andern Freuden Glanz verachten,
Weil nur die Nacht so süßen Balsam haucht.

Der Tag ist karg an liebesüßen Wonnen,
Es schmerzt mich seines Lichtes eitles Prangen
Und mich verzehren seiner Sonne Gluthen.

Drum birg dich Aug' dem Glanze irrd'scher Sonnen!
Hüll' dich in Nacht, sie stillet dein Verlangen
Und heilt den Schmerz, wie Lethes kühle Fluthen.


Karoline von Günderode, sie erblickte heute vor 225 Jahren in Karlsruhe das Licht der Welt. Was junge Damen, dazu im evangelischen Damenstift, so alles dachten und fühlten. Aber sie nahm es sehr ernst und schwer, verstarb auch jung. Mehr gibt es wie so oft bei Gutenberg.Spiegel.de zu lesen.

Gut 100 Jahre zuvor kam mein Simon im Raum Karlsruhe an - ja es gab Karlsruhe noch gar nicht.

Mittwoch, 9. Februar 2005

Ach Lieb, ich muß nun scheiden

Ach Lieb, ich muß nun scheiden,
gehn über Berg und Tal,
die Erlen und die Weiden,
die weinen allzumal.

Sie sahn so oft uns wandern
zusammen an Baches Rand,
das eine ohn' den andern
geht über ihren Verstand.

Die Erlen und die Weiden
vor Schmerz in Tränen stehn,
nun denket, wie's uns beiden
erst muß zu Herzen gehn.

Julius Sophus Felix Dahn wurde heute vor 171 Jahren in Hamburg geboren. Sein wohl bekanntestes Werk ist "Ein Kampf um Rom". Aber auch "Walhall - Germanische Götter- und Heldensagen" ist wohl bekannt. Die zitierten Titel und mehr können Sie bei Gutenberg.Spiegel.de lesen.

Mittwoch, 2. Februar 2005

Der Wein - die Folgen

Friedrich Schiller

Manchen Kopf mit Dampf gefüllet,
Manchen hast du umgetrillet,
Manchen klugen Kopf berüpelt,
Manchen Magen umgestilpet.
Umgewälzt in seinem Speck,
Manchen Hut krumm aufgesetzet,
Manches Lamm in Wut gehetzet,
Bäume, Hecken, Häuser, Gassen
Um uns Narren tanzen lassen.

(aus "Bacchus im Triller")


Trink ihn aus, den Trank der Labe,
Und vergiß den großen Schmerz,
Balsam fürs zerrißne Herz,
Wundervoll ist Bacchus´ Gabe.

(aus "Das Siegesfest")


Der Wein erfindet nichts, er schwatzts nur aus.

(Wallenstein, Die Piccolomini IV, 7)

Dienstag, 1. Februar 2005

Die Beiden

Sie trug den Becher in der Hand,
- Ihr Kinn und Mund glich seinem Rand -
So leicht und sicher war ihr Gang,
Kein Tropfen aus dem Becher sprang.

So leicht und fest war seine Hand:
Er ritt auf einem jungen Pferde,
Und mit nachlässiger Gebärde
Erzwang er, daß es zitternd stand.

Jedoch, wenn er aus ihrer Hand
Den leichten Becher nehmen sollte,
So war es beiden allzuschwer:
Denn beide bebten sie so sehr,
Daß keine Hand die andre fand
Und dunkler Wein am Boden rollte.


Hugo von Hofmannsthal wurde am 1. Februar 1874 in Wien geboren.

Er schrieb zahlreiche Librettis, unter anderem für Richard Strauss zur Oper "Der Rosenkavalier". Zugleich war er Mitbegründer der Salzburger Festspiele. Mehr Gedichte und Werke finden Sie bei sbc.edu oder literature.at .

Montag, 31. Januar 2005

Jasminenstrauch

Grün ist der Jasminenstrauch
Abends eingeschlafen,
Als ihn mit des Morgens Hauch
Sonnenlichter trafen,
Ist er schneeweiß aufgewacht:
"Wie geschah mir in der Nacht?"
Seht, so geht es Bäumen,
Die im Frühling träumen.


Friedrich Rückert, ein heute leider nur noch weniger bekannter Poet, ist heute vor 139 Jahren verstorben.

Seine Gedichte sind "blumig", zart. Er neigte aber auch zu Spott und Zynismus.

Wie viele Dichter dieser Epoche lebte er auch zeitweise in Stuttgart. Mehr zu seiner Biographie lesen Sie bei Wikipedia.

Sonntag, 30. Januar 2005

Die Weiber von Winsperg

Der erste Hohenstaufen, der König Konrad, lag
mit Heeresmacht vor Winsperg seit manchem langen Tag;
der Welfe war geschlagen, noch wehrte sich das Nest,
die unverzagten Städter, die hielten es noch fest.

Der Hunger kam, der Hunger! das ist ein scharfer Dorn;
nun suchten sie die Gnade, nun fanden sie den Zorn.
"Ihr habt mir hier erschlagen gar manchen Degen wert,
und öffnet ihr die Tore, so trifft euch doch das Schwert."

Da sind die Weiber kommen: "Und muß es also sein,
gewährt uns freien Abzug, wir sind vom Blute rein."
Da hat sich vor den Armen des Helden Zorn gekühlt,
da hat ein sanft Erbarmen im Herzen er gefühlt.

"Die Weiber mögen abziehn, und jede habe frei,
was sie vermag zu tragen und ihr das Liebste sei!
Laßt zieh'n mit ihrer Bürde sie ungehindert fort!"
Das ist des Königs Meinung, das ist des Königs Wort.

Und als der frühe Morgen im Osten kaum gegraut,
da hat ein selt'nes Schauspiel vom Lager man geschaut:
Es öffnet leise, leise sich das bedrängte Tor,
es schwankt ein Zug von Weibern mit schwerem Schritt hervor.

Tief beugt die Last sie nieder, die auf dem Nacken ruht,
sie tragen ihre Eh'herrn, das ist ihr liebstes Gut.
"Halt an die argen Weiber!" ruft drohend mancher Wicht;
Der Kanzler spricht bedeutsam: "Das war die Meinung nicht."

Da hat, wie er's vernommen, der fromme Herr gelacht:
"Und war es nicht die Meinung, sie haben's gut gemacht;
gesprochen ist gesprochen, das Königswort besteht,
und zwar von keinem Kanzler zerdeutelt und zerdreht."

So war das Gold der Krone wohl rein und unentweiht.
Die Sage schallt herüber aus halbvergess'ner Zeit.
Im Jahr elfhundertvierzig, wie ich's verzeichnet fand,
galt Königswort noch heilig im deutschen Vaterland.


Heute vor 224 Jahren wurde Adelbert von Chamisso (eigentlich: Louis Charles Adélaïde de Chamisso de Boncourt) geboren. Eigentlich Franzose, floh er der französischen Revolution, stand später in Preußens Diensten. Er war Offizier, Weltreisender, Denker und Literat. Mehr über Chamisso finden Sie bei Gutenberg.Spiegel.de.

Eines seiner Gedichte widmete er den Weibern von Weinsberg (der Ort liegt bei Heilbronn und ist von der Autobahn zu sehen). Außer einem guten Tropfen Wein bietet Weinsberg geschichtsträchtige Sagen, eben die Weibertreu, die Weiber von Weinsberg.

Schon Goethe beschrieb in Götz von Berlichingen das Weindorf Weinsberg.

Donnerstag, 27. Januar 2005

An die Schwaben

Ihr lieben Schwaben insgesamt,
Wenn noch ein Fünklein in euch flammt
Von Ahnenglut, so höret mich;
Dann biderb, frei und deutsch bin ich.

Unüberwindlich groß und stark,
In ihrer Knochen Löwenmark,
War eurer großen Väter Art;
Jetzt seid ihr zärtlich, winzig, zart,
Tragt statt der Waffe Degelein

Mit Bändern dran, gar hübsch und fein,
Und sprecht mit eurem lieben Sohn
Franzosensprach im Nasenton.
Ihr lauft verbuhlt um eure Weiber,
Wie Maulwurf, Sperling oder Täuber.

Wer Komplimente schneiden kann,
Wer schmeichlen, kriechen, heuchlen kann,
Der ist bei euch ein braver Mann.
Ihr haschet nur nach Rauch und Dunst
Und nicht nach Wissenschaft und Kunst;

Drum gilt bei euch der Gauch und Tropf
Mehr als der Weise und der Kopf.
Der Jüngling sitzt beim Wein so kalt,
Als wär er achtzig Jahre alt
Und säße auf der Alpen Höh

Mit bloßem A . . . im ew'gen Schnee.
Ist's Wunder, wenn man euch entehrt,
Als wenn ihr Yahoo wärt?
Schnipst euch der Sachs und Brenne doch
Verächtlich unters Nasenloch.

O denkt einmal im Ernste nach,
Was einst Bohemus von uns sprach:
D e r S c h w a b e w i r d e r s t s p ä t g e s c h e i t.
Ach denkt daran, 's ist hohe Zeit.
Seid klug, schon vor den vierzig Jahren,

Wie's eure braven Väter waren.
Wie schön, wenn einst der Enkel spricht:
Die Narrenkappe paßt mir nicht.


Christian Friedrich Daniel Schubart schrieb dieses Gedicht 1775. Er war schwäbischer Freiheitskämpfer und ein Weggefährte von Friedrich Schiller. Schiller besuchte ihn als Gefangenen auf dem Hohen Asperg.

Mehr über die Biographie von Schubart lesen sie bei
B I B L I O T H E C A A U G U S T A N A
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