zitiert

Samstag, 12. März 2005

Geh aus mein Herz und suche Freud

Sie kennen bestimmt dieses Lied. Es wurde gedichtet von Paul Gerhardt, der heute vor 398 geboren wurde. Er gilt als einer der großen Lieddichter der deutschen Sprache.

Weitere Beispiele, die Sie vermutlich auch kennen:


Du meine Seele singe

Ich singe dir mit Herz und Mund

Nun danket all und bringet Ehr

Befiehl du deine Wege

Die güldne Sonne

Fröhlich soll mein Herze springen

Ich singe dir mit Herz und Mund

Ich steh an Deiner Krippen hier

Kommt und laßt uns Christum ehren

Lobet den Herren alle die ihn ehren

Nun ruhen alle Wälder

O Haupt voll Blut und Wunden

Wach auch mein Herz und singe

Wie soll ich dich empfangen


Die Liste ist noch länger. Bestimmt fällt Ihnen der Text wieder ein, gar die Melodie.

Schauen Sie zur Biographie, Werken und weiterführenden Links bei
Gutenberg.Spiegel.de
Wikipedia
litlinks

Freitag, 11. März 2005

Was fehlt

Ich habe alles
alles hab ich
liebe Kinder
kluge Kinder
ein Haus
und reichlich Geld
und dich

Und dennoch träum ich
träum ich weiter
`s ist vermessen
ist’s vermessen?
vom Glück
und von Zufriedenheit
denn was mir fehlt
bin ich.

Wie schon gestern, ein Gedicht von freilich aus mein Freilach.

Sehr geschickt und schmeichelnd spielt sie mit Worten. Alles ist relativ - eben auch die Wünsche oder die Zufriedenheit.

Donnerstag, 10. März 2005

Frühlingsdämmerung

In der stillen Pracht,
In allen frischen Büschen und Bäumen
Flüsterts wie Träumen
Die ganze Nacht.
Denn über den mondbeglänzten Ländern
Mit langen weißen Gewändern
Ziehen die schlanken
Wolkenfraun wie geheime Gedanken,
Senden von den Felsenwänden
Hinab die behenden
Frühlingsgesellen, die hellen Waldquellen,
Die's unten bestellen
An die duftgen Tiefen,
Die gerne noch schliefen.
Nun wiegen und neigen in ahnendem Schweigen
Sich alle so eigen
Mit Ähren und Zweigen,
Erzählens den Winden,
Die durch die blühenden Linden
Vorüber den grasenden Rehen
Säuselnd über die Seen gehen,
Daß die Nixen verschlafen auftauchen
Und fragen,
Was sie so lieblich hauchen –
Wer mag es wohl sagen?

Heute vor 217 Jahren wurde Joseph (Karl Benedikt) Freiherr von Eichendorff geboren. Mehr seiner Werke dieses großen Dichters und Literaten sowie ein Kurzbiographie gibt es bei Gutenberg.Spiegel.de.

Eine sehr ausführliche Darstellung seines Lebens und Schaffens finden Sie bei Wikepedia mit vielen weiterführenden Links.

Bewusst wählte ich das Gedicht Frühlingsdämmerung. Wie viele nun durch den langen Winter geplagte, wünsche ich mir nun auch endlich Frühling. Er zeigt sich recht zaghaft.

Mittwoch, 9. März 2005

Die zwey Frösche

Ein Frosch im Teiche sprach zum Andern:
»– Und ob wir bis zum Pole wandern,
Nein! so melodisch und voll Seele,
Wie Du, singt keine Philomele!« –
Lusttrunken rief das Fröschlein aus:
»Wem aber dank' ich den Applaus?
Brekex! Nur deinem Unterricht.
So klingt die Menschenflöte nicht.
Ich fühl' in meinem – Deinen Werth.
Du bist allein schon ein Concert;
Die ganze Teich-Akademie
Bewundert deine Melodie.« –

Nicht anders loben lächerlich
Zwey Thoren in Journalen sich.

Einmal wieder ein schwäbischer Dichter, (Johann Christoph) Friedrich Haug
(auch: F. Hophthalmos, Frauenlob d. J.), der heute vor 244 Jahren geboren wurde.

Er war Freund und Schulkamerad von Friedrich Schiller auf der Hohen Karlsschule in Stuttgart.

Mehr Werke und eine Kurzbiographie finden Sie bei Gutenberg.Spiegel.de.

Dienstag, 8. März 2005

Nachtzauber.

Wie wag' ich's nur, mein junger Tag,
In's helle Antlitz dir zu schauen?
Der ich der Nacht zu Füßen lag
In sündesüßem Wollustgrauen!

Die Nacht war meine Königin,
Sie weckte tiefste Herzenstöne –
Sie strömte Visionen hin,
Und Träume waren unsre Söhne!

O Träume, die mit milder Hand
Mir alle Erdenschwere scheuchten!
Die mich mit ihrem stillen Brand
Entrückten zu der Sterne Leuchten!

O Träume, die mich hold benetzt
Mit Wunderfingern, gabenschweren –
Das Ewige mir nah gesetzt
Und stolz verweigert das Entbehren!

Wie ruht' es sich so köstlich weich
In ihres Schooßes Zauberkrümmung!
Wie unermeßlich war mein Reich –
Wie schöpferisch des Herzens Stimmung!

Nun blickst du mir, mein junger Tag,
In's Angesicht, das bleichverwachte,
Und fragst, was ich zu deinem Preis
Aus nächt'gen Tiefen aufwärtsbrachte?

Ich kenne dich! Und doch bist du
So fremd mir noch und schooßverschlossen!
Noch schwült in meiner Seele nach
Der Duftschwall, so der Nacht entsprossen.

Und doch! Hier hast du meinen Arm –
Ob meiner Sehnsucht Eulenflügel
Auch nachtwärts flattern –– – nimm mich hin –
Erwirb mich mit dem Sonnensiegel! . . .


Ja, ja, die jungen Dichter. (Heinrich Gottlieb) Hermann Conradi (auch: H. Costo) verstarb am 8.3.1890 im zarten Alter von 28 Jahren. Was hätte der Mann noch gedichtet. Und da war er schon wegen Verbreitung unsittlicher Schriften angeklagt.

Mehr zu seinen Werken gibt es bei Gutenberg.Spiegel.de.

Freitag, 25. Februar 2005

Sei weise

Geh nicht zu Denen, welche von sich reden;
sie kennen nur das eigne, liebe Ich.
Ein feines Ohr vermeidet die Trompeten;
der Weise hält am liebsten sich für sich.

Geh nicht zu Denen, welche von sich schweigen;
auch sie verehren nur ihr liebes Ich.
Sie wollen sich als große Schweiger zeigen;
der Weise hält am liebsten sich für sich.

Und mußt du doch als Mensch zu Menschen gehen.
So sprich und schweig, doch beides nicht für dich.
Das Sprechen sei für die, die dich verstehen.
Das Schweigen für der Andern liebes Ich.

Hätten Sie den Dichter erraten?

Es war Karl May, der heute vor 163 Jahren geboren wurde. Außer Winnetou und Old Shatterhand schrieb er extrem viele Romane und Geschichten, die wohl jeder kennt. Aber kennen Sie seine Gedichte? Diese können Sie lesen bei Gutenberg.Spiegel.de und Wikipedia bietet eine reichhaltige Biographie.

Donnerstag, 24. Februar 2005

Sudelbuch

Bekannt für seinen beißenden Spott ist Georg Christoph Lichtenberg, insbesondere in seinen Sudelbüchern. Lichtenberg starb am 24.2.1799 in Göttingen.

Hier ein Auszug aus Sudelbuch A:

Eine Empfindung die mit Worten ausgedruckt wird, ist allzeit wie Musik die ich mit Worten beschreibe, die Ausdrücke sind der Sache nicht homogen genug. Der Dichter, der Mitleiden erregen will, verweist doch noch den Leser auf eine Malerei und durch diese auf die Sache. Eine gemalte schöne Gegend reiße augenblicklich hin, da eine besungene erst im Kopf des Lesers gemalt werden muß. Bei der ersten hat der Zuschauer nichts mehr mit der Einrichtung zu tun, sondern er schreitet gleichsam zum Besitz, wünscht sich die Gegend, das gemalte Mädgen, bringt sich in allerlei Situationen, vergleicht sich mit allerlei Umständen bei der Sache. [A 65]

Mehr zu Lichtenberg lesen Sie bei Gutenberg.Spiegel.de. Eine ausführlichere Biographie mit vielen Links gibt es bei Wikipedia.

Dienstag, 22. Februar 2005

heute einer schwäbischen Dichterin gewidmet

II.
Das stille Haus.

Philemon 15.

"In einer stillen Seitenstraße der sonst sehr lebendigen kleinen Stadt stand ein unscheinbares Haus, das man für unbewohnt hätte halten können, so wenig Bewegung und Geräusch wurde darin vernommen, wenn man nicht an der Hinterseite desselben, welche die Aussicht auf das weite Thal und die grüne Alb bot, helle Fenster mit Gardinen und Blumen geschmückt und hinter diesen manchmal eine weibliche Gestalt erblickt hätte.

Die anspruchlose Wohnung war die Heimath einer stillen Jungfrau, die eigentlich einem sehr lauten Familienkreise angehörte. Außer diesem Kreise war sie nur Wenigen bekannt, den Armen, den Kranken und bekümmerten Herzen. In der Welt und mit der Welt lebte sie nicht; die mancherlei kleinen Interessen, die Tagesneuigkeiten, welche die Bewohner kleiner und großer Städte in Bewegung erhalten, waren nicht für sie vorhanden, aber Freude und Leid theilte sie mit den Ihrigen herzlich und warm, und obwohl ihre Weise still und gelassen war, so konnte sie doch recht kindlich froh sein mit den Jungen und Frohen. …"


Die komplette Geschichte lesen Sie bei Gutenberg.Spiegel.de. Geschrieben wurde diese Kurzgeschichte von Ottilie Wildermuth, die heute vor 188 Jahren in Rottenburg/Neckar geboren wurde. Sie zählte zu den Freunden von Uhland und Kerner.

wildermuth

Wer sich etwas für Geschichte (und Gesellschaft vor gut 150 Jahren) interessiert, dem sei die Lektüre empfohlen, die wie so oft, bei Gutenberg.Spiegel.de kostenlos zu lesen ist.

Mich erinnert die Ottilie Wildermuth seit über 20 Jahren täglich, weil ich im Wildermuthweg wohne. Aber ich las auch früher schon einige ihrer Werke (nicht nur deshalb).

Nachtrag: Der subline nach könnte man fast vermuten, diese Geschichte sei Philemon gewidmet - vielleicht (von Ottilie), hier nur ein Zufall - dennoch einen Gruß an dieFrogg. (da freue ich mich heute schon darauf, wenn ich aus ihrem geplanten Roman zitieren darf ;-))

Montag, 21. Februar 2005

Im Eisenbahnhofe

Hört ihr den Pfiff, den wilden, grellen,
Es schnaubt, es rüstet sich das Tier,
Das eiserne, zum Zug, zum schnellen,
Her braust's wie ein Gewitter schier.

In seinem Bauche schafft ein Feuer,
Das schwarzen Qualm zum Himmel treibt;
Ein Bild scheint's von dem Ungeheuer,
Von dem die Offenbarung schreibt.

Jetzt welch ein Rennen, welch Getümmel,
Bis sich gefüllt der Wagen Raum!
Drauf »Fertig!« schreit's, und Erd und Himmel
Hinfliegen, ein dämonscher Traum.

Dampfschnaubend Tier! Seit du geboren,
Die Poesie des Reisens flieht;
Zu Roß mit Mantelsack und Sporen
Keine Kaufherr mehr zur Messe zieht.

Kein Handwerksbursche bald die Straße
Mehr wandert froh in Regen, Wind,
Legt müd sich hin und träumt im Grase
Von seiner Heimat schönem Kind.

Kein Postzug nimmt mit lustgem Knallen
Bald durch die Stadt mehr seinen Lauf
Und wecket mit des Posthorns Schallen
Zum Mondenschein den Städter auf.

Auch bald kein trautes Paar die Straße
Gemütlich fährt im Wagen mehr,
Aus dem der Mann steigt und vom Grase
Der Frau holt eine Blume her.

Kein Wandrer bald auf hoher Stelle,
Zu schauen Gottes Welt, mehr weilt,
Bald alles mit des Blitzes Schnelle
An der Natur vorübereilt.

Ich klage: Mensch, mit deinen Künsten
Wie machst du Erd und Himmel kalt!
Wär ich, eh du gespielt mit Dünsten,
Geboren doch im wildsten Wald!

Wo keine Axt mehr schallt, geboren,
Könnt's sein, in Meeres stillem Grund,
Daß nie geworden meinen Ohren
Je was von deinen Wundern kund.

Fahr zu, o Mensch! Treib's auf die Spitze,
Vom Dampfschiff bis zum Schiff der Luft!
Flieg mit dem Aar, flieg mit dem Blitze!
Kommst weiter nicht als bis zur Gruft.

Justinus Kerner (1852) - die literarische Nachwelt gedenkt heute seines 143. Todestages.

kerner

So sah Kerner die Zukunft mit der Eisenbahn und all dem modernen "Kruscht". Wie würde er wohl heute bissig, ironisch reimen? Dieser Tage schrieb ich schon einen Beitrag über den schwäbischen Dicher.

Mehr zu seiner Biographie und Werkauszüge lesen Sie bei Wikipedia.

Freitag, 18. Februar 2005

Amor's Nachtbesuch.

Zur Zeit, wenn alle Menschen
Von ihrer Arbeit ruhn;
Wenn Patrioten träumen,
Was Könige nicht thun;

Wenn etwas nur ein Weiser
Bei seiner Lampe wacht,
In der Gespensterstunde,
Kurz, in der Mitternacht

Kam Amor, der die Schönen
Sonst immer nur besucht,
Vor meine Thür und klopfte;
Vielleicht auf einer Flucht!

»Wer schlägt mir meine Pforte«,
Rief ich, »entzwei, wer jagt
Von mir die süßen Träume
So grausam, eh' es tagt?«

Da hört' ich draußen bitten:
»Mach' auf! ich bin ein Kind,
Du darfst vor nichts dich fürchten;
Mach' auf, bitt' ich, geschwind!

Der Mond hat nicht geschienen,
Ich habe mich verirrt,
Es ist so kalt, es regnet,
Erbarme dich, Herr Wirth!«

Schnell macht' ich Licht, ich eilte, –
Mitleidig muß man seyn, –
Und öffnete die Pforte,
Und ließ den Pilger ein!

Und sieh', es war ein Knabe
Mit Flügeln, wunderschön;
Solch Antlitz, solche Augen
Hatt ich noch nie gesehn!

Komm', Kleiner, sagt' ich freundlich,
Und führt' ihn an der Hand
Zum Herde, holte Späne,
Blies, brachte sie in Brand!

Ich ließ ihn sich erwärmen,
Nahm ihn in meinen Arm,
Und macht' in meinen Händen
Ihm seine Hände warm!

Aus seinen goldnen Locken
Drückt' ich den Regen aus;
Ihm helfen, dacht' ich, bringet
Mir Segen in mein Haus!

»Hätt' ich«, sprach er, »ich Armer,
Mich doch nur nicht verirrt! –
Mein Bogen ist verdorben,
Sieh' nur, mein lieber Wirth!«

»Erschlafft von vielem Regen
Ist er, o weh', ich bin
Um meinen lieben Bogen!«
Ja, sprach ich, der ist hin!

»Laß sehn!« sprach da der Knabe,
Spannt' ihn und drückt' ihn los,
Und traf recht in die Mitte
Mein Herz mit dem Geschoß!

Und tanzt' umher und lachte,
Und sprach mit frohem Muth:
»Mein lieber Wirth, sey fröhlich,
Mein Bogen ist noch gut!«

Johann Wilhelm Ludwig Gleim
verstarb am 18.2.1803 in Halberstadt im gesegneten Alter von 84 Jahren. Er nutzte sein langes Leben mit reichlicher Produktion. Freundschaft pflegt er mit Klopstock, Herder und Seume. Über Seume schrieb ich bereits heute bei mein Freilach wie auch früher in diesem Blogg.

Mehr über Gleims Werke erfahren Sie bei Gutenberg.Spiegel.de und eine Biographie bei Wikipedia.
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