Dienstag, 22. März 2005

heute kein Dichter, sondern ganz "normale" Blogger,

und zwar Bloggs, ganz in Ihrer Nähe.

Mir fielen zwei Bloggs deshalb auf, weil sie exzellent mit Sprache "spielen" und umgehen, verdeutlichen und anderen (so auch mir) etwas außergewöhnliches vermitteln.

Dies ist einmal das Blogg mit dem schlichten Namen wolfgangschmid.twoday.net. Bei Wolfgang Schmid finden Sie täglich Definitionen zu Sprache, Psychologie und Pädagogik: leicht und verständlich formuliert, prägnant, einprägsam und bildhaft dargestellt. Ein Genuss! Ich lese fast täglich dort. Es gibt noch eine weitere WebSite von Wolfang Schmid. Er ist Professor an der Universität Flensburg.

Dazu gehört ein weiteres Blogg "Sprachspuren" von Rahel Rath. Rahel Rath (Frau Dr. ? - Dissertation "Sprache und Denken") ist wohl die "rechte Hand" (?) von Prof. Dr. Schmid. Egal! Sie betreibt ein völlig anderes Blogg: ein "offenes" Unterrichtsblogg von/mit Studenten. Das gefällt mir. Eine ganz neue Unterrichtsmethode. Wer (still) beobachtet, kann erkennen, dass sich die Studenten mehr anstrengen. Ich finde das eine großartige Einrichtung. Besonders fällt mir auf, wie Rahel Rath sich "liebevoll" um die einzelnen Studenten kümmert. So macht Lernen Spass.

Wenn ich zurückblicke: 1998 führte ich mit meinen Studenten bei der FH Nürtingen Stadtplanung zum ersten Mal mail-gestützten Unterricht ein. Das war selbst für die Studenten fast revolutionär.

Heute führe ich im Business Bloggs für "virtuelle" Teams. Das ist eine neue Art der Kommunikation, die bald Schule machen wird. Auch Jochen Mai vom WiWo-Blogg Jo's JobWelt erkannte dies bereits und ich stimme ihm voll zu. Diese Entwicklung wird nicht aufzuhalten sein.

Morgenklagen

O du loses, leidig-liebes Mädchen,
Sag mir an: womit hab ichs verschuldet,
Daß du mich auf diese Folter spannest,
Daß du dein gegeben Wort gebrochen?
Drücktest doch so freundlich gestern abend
Mir die Hände, lispeltest so lieblich:
Ja, ich komme, komme gegen Morgen
Ganz gewiß, mein Freund, auf deine Stube.

Angelehnet ließ ich meine Türe,
Hatte wohl die Angeln erst geprüfet
Und mich recht gefreut, daß sie nicht knarrten.

Welche Nacht des Wartens ist vergangen!
Wacht ich doch und zählte jedes Viertel;
Schlief ich ein auf wenig Augenblicke,
War mein Herz beständig wach geblieben,
Weckte mich von meinem leisen Schlummer.

Ja, da segnet ich die Finsternisse,
Die so ruhig alles überdeckten,
Freute mich der allgemeinen Stille,
Horchte lauschend immer in die Stille,
Ob sich nicht ein Laut bewegen möchte.

»Hätte sie Gedanken, wie ich denke,
Hätte sie Gefühl, wie ich empfinde,
Würde sie den Morgen nicht erwarten,
Würde schon in dieser Stunde kommen.«

Hüpft' ein Kätzchen oben übern Boden,
Knisterte das Mäuschen in der Ecke,
Regte sich, ich weiß nicht was, im Hause,
Immer hofft ich, deinen Schritt zu hören,
Immer glaubt ich, deinen Tritt zu hören.

Und so lag ich lang und immer länger,
Und es fing der Tag schon an zu grauen,
Und es rauschte hier und rauschte dorten.

»Ist es ihre Türe? Wärs die meine!«
Daß ich, aufgestemmt in meinem Bette,
Schaute nach der halb erhellten Türe,
Ob sie nicht sich wohl bewegen möchte.
Angelehnet blieben beide Flügel
Auf den leisen Angeln ruhig hangen.

Und der Tag ward immer hell und heller;
Hört ich schon, des Nachbars Türe gehen,
Der das Taglohn zu gewinnen eilet,
Hört ich bald darauf die Wagen rasseln,
War das Tor der Stadt nun auch eröffnet,
Und es regte sich der ganze Plunder
Des bewegten Marktes durcheinander.

Ward nun in dem Haus ein Gehn und Kommen
Auf und ab die Stiegen, hin und wieder
Knarrten Türen, klapperten die Tritte;
Und ich konnte, wie vom schönen Leben,
Mich noch nicht von meiner Hoffnung scheiden.

Endlich, als die ganz verhaßte Sonne
Meine Fenster traf und meine Wände,
Sprang ich auf und eilte nach dem Garten,
Meinen heißen sehnsuchtsvollen Atem
Mit der kühlen Morgenluft zu mischen,
Dir vielleicht im Garten zu begegnen:
Und nun bist du weder in der Laube
Noch im hohen Lindengang zu finden.


Heute jährt sich der 173. Todestag des großen Meisters der Literatur, Johann Wolfgang von Goethe.

Viele Werke finden Sie bei Gutenberg.Spiegel.de online zu lesen. Bei Wikipedia steht Ihnen eine sehr ausführliche, detaillierte Lebensbeschreibung mit vielen Links zur Verfügung.
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