Der Frühling
Der frohe Frühling kommet an,
Der Schnee dem Klee entweichet;
Der Lenz, der bunte Blumen-Mann,
Mit linden Winden häuchet;
Die Erd eröffnet ihre Brust,
Mit Saft und Kraft erfüllet;
Der zarte West, der Felder Lust,
Hat nun den Nord gestillet.
Es hat der silberklare Bach
Den Harnisch ausgezogen;
Es jagt die Flut der Flute nach,
Durch bunten Kies gesogen.
Das Tauen nun die Auen frischt;
Die weiße Wollen-Herde
Auf neubegrünten Teppich tischt
Und tanzet auf der Erde.
Man hört die heisre Turteltaub,
Die Schwalb und Nachtigallen;
Die grünlich weiße Blüt und Laub
Muß aus den Knöpfen fallen
Und bauen diesen Schatten-Thron
Den Luft- und Feldergästen.
Die Rosen knüpft der Dörner Kron
Von schwachen Stachelästen.
Die Sonne nunmehr stärker scheint
Und machet früher wachen.
Allein der dürre Reben weint,
Wann Feld und Wälder lachen.
Die hochgeschätzte Tulipan,
Das Sinnbild auf dem Bette,
Zieht ihre fremden Kleider an
Und pranget um die Wette.
Der Immen Markt, der Blumen Plan,
Narzissen und Violen,
Die Nelken, Lilien, Majoran,
Ist nunmehr unverhohlen.
Die kleinen Honig-Vögelein
Den Zucker destillieren,
Und henken in die Wachsburg ein,
Was sie zusammen führen.
Ach Gott, der du mit so viel Gut
Bekrönst des Jahres Zeiten,
Laß uns auch mit erfreutem Mut
Zum Paradeis bereiten:
Da wir dich werden für und für,
Die schönste Schönheit finden,
Dagegen diese schnöde Zier
Ist eitler Kot der Sünden.
Ein Frühlingsgedicht von Georg Philipp Harsdörffer (1607-1658) entdeckt
via litlinks bei W. Pohl Studio für alte Literatur.
Es wirkt wahre Wunder! Wo gestern noch Schnee lag, blühen heute schon Krokusse im Garten. Die Menschen sind heiter gestimmt - ich auch.
Der Schnee dem Klee entweichet;
Der Lenz, der bunte Blumen-Mann,
Mit linden Winden häuchet;
Die Erd eröffnet ihre Brust,
Mit Saft und Kraft erfüllet;
Der zarte West, der Felder Lust,
Hat nun den Nord gestillet.
Es hat der silberklare Bach
Den Harnisch ausgezogen;
Es jagt die Flut der Flute nach,
Durch bunten Kies gesogen.
Das Tauen nun die Auen frischt;
Die weiße Wollen-Herde
Auf neubegrünten Teppich tischt
Und tanzet auf der Erde.
Man hört die heisre Turteltaub,
Die Schwalb und Nachtigallen;
Die grünlich weiße Blüt und Laub
Muß aus den Knöpfen fallen
Und bauen diesen Schatten-Thron
Den Luft- und Feldergästen.
Die Rosen knüpft der Dörner Kron
Von schwachen Stachelästen.
Die Sonne nunmehr stärker scheint
Und machet früher wachen.
Allein der dürre Reben weint,
Wann Feld und Wälder lachen.
Die hochgeschätzte Tulipan,
Das Sinnbild auf dem Bette,
Zieht ihre fremden Kleider an
Und pranget um die Wette.
Der Immen Markt, der Blumen Plan,
Narzissen und Violen,
Die Nelken, Lilien, Majoran,
Ist nunmehr unverhohlen.
Die kleinen Honig-Vögelein
Den Zucker destillieren,
Und henken in die Wachsburg ein,
Was sie zusammen führen.
Ach Gott, der du mit so viel Gut
Bekrönst des Jahres Zeiten,
Laß uns auch mit erfreutem Mut
Zum Paradeis bereiten:
Da wir dich werden für und für,
Die schönste Schönheit finden,
Dagegen diese schnöde Zier
Ist eitler Kot der Sünden.
Ein Frühlingsgedicht von Georg Philipp Harsdörffer (1607-1658) entdeckt
via litlinks bei W. Pohl Studio für alte Literatur.
Es wirkt wahre Wunder! Wo gestern noch Schnee lag, blühen heute schon Krokusse im Garten. Die Menschen sind heiter gestimmt - ich auch.
immo de - 16. Mär, 16:19
da du ja
Wie ging das nochmal, das eine, das so beginnt?
"Vom Eise befreit sind Strom und Bäche..."
Das hat mir immer gefallen, aber mir ist leider entfallen, von wem es ist und wie es weitergeht.
Osterspaziergang aus dem Faust von Herrn Goethe.
(Aber vollständig kann ich es auch nicht mehr)
Du hast es leicht, fragst öffentlich
So schnell gebe ich nicht auf. (Außerdem bin ich nicht das Leichenversblog - ich zitiere auch junge, aktuelle Dichter(innen), so schon mehrfach Deine schönen Verse einschließlich mich selbst.
gut, wer war's?
FAUST:
Vom Eise befreit sind Strom und Bäche
Durch des Frühlings holden, belebenden Blick;
Im Tale grünet Hoffnungsglück;
Der alte Winter, in seiner Schwäche,
Zog sich in rauhe Berge zurück.
Von dorther sendet er, fliehend, nur
Ohnmächtige Schauer kornigen Eises
In Streifen über die grünende Flur;
Aber die Sonne duldet kein Weißes,
Überall regt sich Bildung und Streben,
Alles will sie mit Farben beleben;
Doch an Blumen fehlt's im Revier
Sie nimmt geputzte Menschen dafür.
Kehre dich um, von diesen Höhen
Nach der Stadt zurückzusehen.
Aus dem hohlen finstern Tor
Dringt ein buntes Gewimmel hervor.
Jeder sonnt sich heute so gern.
Sie feiern die Auferstehung des Herrn,
Denn sie sind selber auferstanden,
Aus niedriger Häuser dumpfen Gemächern,
Aus Handwerks- und Gewerbesbanden,
Aus dem Druck von Giebeln und Dächern,
Aus der Straßen quetschender Enge,
Aus der Kirchen ehrwürdiger Nacht
Sind sie alle ans Licht gebracht.
Sieh nur, sieh! wie behend sich die Menge
Durch die Gärten und Felder zerschlägt,
Wie der Fluß, in Breit und Länge
So manchen lustigen Nachen bewegt,
Und bis zum Sinken überladen
Entfernt sich dieser letzte Kahn.
Selbst von des Berges fernen Pfaden
Blinken uns farbige Kleider an.
Ich höre schon des Dorfs Getümmel,
Hier ist des Volkes wahrer Himmel,
Zufrieden jauchzet groß und klein:
Hier bin ich Mensch, hier darf ich's sein! FAUST:
Vom Eise befreit sind Strom und Bäche
Durch des Frühlings holden, belebenden Blick;
Im Tale grünet Hoffnungsglück;
Der alte Winter, in seiner Schwäche,
Zog sich in rauhe Berge zurück.
Von dorther sendet er, fliehend, nur
Ohnmächtige Schauer kornigen Eises
In Streifen über die grünende Flur;
Aber die Sonne duldet kein Weißes,
Überall regt sich Bildung und Streben,
Alles will sie mit Farben beleben;
Doch an Blumen fehlt's im Revier
Sie nimmt geputzte Menschen dafür.
Kehre dich um, von diesen Höhen
Nach der Stadt zurückzusehen.
Aus dem hohlen finstern Tor
Dringt ein buntes Gewimmel hervor.
Jeder sonnt sich heute so gern.
Sie feiern die Auferstehung des Herrn,
Denn sie sind selber auferstanden,
Aus niedriger Häuser dumpfen Gemächern,
Aus Handwerks- und Gewerbesbanden,
Aus dem Druck von Giebeln und Dächern,
Aus der Straßen quetschender Enge,
Aus der Kirchen ehrwürdiger Nacht
Sind sie alle ans Licht gebracht.
Sieh nur, sieh! wie behend sich die Menge
Durch die Gärten und Felder zerschlägt,
Wie der Fluß, in Breit und Länge
So manchen lustigen Nachen bewegt,
Und bis zum Sinken überladen
Entfernt sich dieser letzte Kahn.
Selbst von des Berges fernen Pfaden
Blinken uns farbige Kleider an.
Ich höre schon des Dorfs Getümmel,
Hier ist des Volkes wahrer Himmel,
Zufrieden jauchzet groß und klein:
Hier bin ich Mensch, hier darf ich's sein!
zu finden wie üblich bei Gutenberg.Spiegel.de
http://gutenberg.spiegel.de/goethe/faust1/faust007.htm
toll C. Araxe
Dennoch: gratuliere. Du wusstest es auf Anhieb (ich nicht ;-( )
bravo bravo
Und Leichenversblog hab ich nie gesagt, ich lach mich dafür grad halb tot über dieses Wort :-D
dankeschön
also gut - ich will nicht
Nennen wir ihn "Club der toten Dichter"
Irgenwie kommt mir aber der Titel bekannt vor ;-)