zitiert

Mittwoch, 25. Mai 2005

Wahrheit ist das Erhabenste -

drum kann man's auch nicht jedem auf die Nase binden.


Johann Nepomuk Nestroy wurde am 7. Dezember 1801 als Sohn einer angesehenen Wiener Bürgerfamilie geboren und starb am 25. Mai 1862 in Graz.

Mehr seiner Werke finden Sie bei Gutenberg.Spiegel.de und bei Wikipedia eine ausführliche Biographie mit vielen Linkverweisen.

Dienstag, 24. Mai 2005

Die beste Politik

Von allem, was zu Leid und Frommen
Bisher das Leben mir gebracht,
Ist manches unverhofft gekommen,
Und manches hatt' ich überdacht;
Doch seltsam! wo ich schlau und fein
Mich abgesorgt zu grauen Haaren,
Da bin ich meistens abgefahren,
Und Unverhofftes schlug mir ein.

Ein jeder kommt doch gern zu Brode,
Doch blieben mir die Gönner kalt,
Tat ich gleich klein wie eine Lode
Gen einen mächt'gen Eichenwald;
Und nur der ärmliche Student,
Bei dem ich manche Nacht verwachte,
Als Mangel ihn aufs Lager brachte,
Der dachte mein als Präsident.

Den Frauen will man auch gefallen,
— Zumal, sieht man nicht übel aus —
In die Salons sah man mich wallen,
Verschmitzt hinein, verdutzt heraus;
Und nur die täglich recht und schlicht
Mich wandeln sah im eignen Hause,
Die trug in meine kleine Klause
Des Lebens süßestes Gedicht.

Auch Ruhm ist gar ein scharfer Köder,
Ich habe manchen Tag verschwitzt,
Verschnitzelt hab' ich manche Feder,
Und bin doch schmählich abgeblitzt;
Und nur als ich, entmutigt ganz,
Gedanken flattern ließ wie Flocken,
Da plötzlich fiel auf meine Locken
Ein junger frischer Lorbeerkranz.

So hab' aus allem ich gezogen
Das treue Fazit mir zuletzt:
Daß dem das Glück zumeist gewogen,
Der es am mindesten gehetzt;
Und daß, wo Wirken ein Geschick
Nach eigner Willkür kann bereiten,
Nur Offenheit zu allen Zeiten
Die allerbeste Politik.


Annette von Droste-Hülshoff
Geboren am 10. Januar 1797 auf Schloß Hülshoff bei Münster. Sie starb am 24. Mai 1848 in Meersburg am Bodensee.

Mehr gibt es bei Gutenberg.Spiegel.de zu lesen. Bei Wikipedia gibt es eine Biographie und umfangreiche Linksammlung.

Montag, 16. Mai 2005

Ich atmet' einen linden Duft!

Ich atmet' einen linden Duft!
Im Zimmer stand
Ein Zweig der Linde,
Ein Angebinde
Von lieber Hand.
Wie lieblich war der Lindenduft!

Wie lieblich ist der Lindenduft!
Das Lindenreis
Brachst du gelinde!
Ich atme leis
Im Duft der Linde
Der Liebe linden Duft.


Friedrich Rückert
wurde am 16.5.1788 in Schweinfurt geboren, er starb am 31.1.1866 in Neuseß bei Coburg.

Mehr lesen Sie bei Gutenberg.Spiegel.de sowie bei Wikipedia - es lohnt.

Donnerstag, 12. Mai 2005

Ein Traum

O Traum, der mich entzücket!
Vom schönsten Traum berücket,
Lag, sorglos hingestrecket,
Ich, durch's Gebüsch verdecket,
Das einen Teich, der silbern floß,
Im schattenvollen Tal umschloß.

Da sah ich durch die Sträuche
Mein Mädchen bei dem Teiche:
Das hatte sich zum Baden
Der Kleider meist entladen,
Bis auf ein untreu weiß Gewand,
Das keinem Lüftchen widerstand.

Nun hob mit Jugendfeuer
Die schöne Brust sich freier:
Mein Blick blieb lüstern stehen
Bei diesen regen Höhen,
Wo Zephyr unter Lilien blies.
Und sich die Wollust küssen ließ.

Sie fing nun an, o Freuden!
Sich vollends auszukleiden:
Ach! aber eh's geschiehet,
Erwach' ich, und sie fliehet.
O schlief ich doch von neuem ein!
Nun wird sie wohl im Wasser sein.


Johann Peter Uz
Geboren am 3.10.1720 in Ansbach; gestorben am 12.5.1796 in Ansbach.

Mehr über den Dichter und seine Werke gibt es bei Gutenberg.Spiegel.de zu lesen
und bei Wikipedia eine ausführliche Biographie.

Dienstag, 10. Mai 2005

Laotse Tao Te King

Übersetzt von Richard Wilhelm

Wer andre kennt, ist klug.
Wer sich selber kennt, ist weise.
Wer andere besiegt, hat Kraft.
Wer sich selber besiegt, ist stark.
Wer sich durchsetzt, hat Willen.
Wer sich genügen läßt, ist reich.
Wer seinen Platz nicht verliert, hat Dauer.
Wer auch im Tode nicht untergeht, der lebt.


Richard Wilhelm, geboren am 10.05.1873 in Stuttgart, gestorben am 02.03.1930 in Tübingen. Er lebte viele Jahre in China, war mit Sprache und Kultur vertraut.

Mehr Werke und Übersetzungen gibt es bei Gutenberg.Spiegel.de und bei Wikipedia.

Freitag, 6. Mai 2005

Abend

Endet schon des Tages Leben
und sein ganzes Glück?
Töne und Gestalten schweben
in sich selbst zurück.

Zwischen Wachen, zwischen Träumen
trinkt die Seele schon,
zugeweht aus andern Räumen,
leisen Harfenton.

Breite nun, du sternenschöne,
atemstille Nacht,
deine Schleier und versöhne
wo ein Leiden wacht.


Johann Georg Fischer

Geboren am 15.10.1816 in Groß-Süßen/Württemberg, gestorben am 4.5.1897 in Stuttgart.

Mehr lesen Sie bei Gutenberg.Spiegel.de

Grabinschrift

Viel genossen, viel gelitten,
und das Glück lag in der Mitten;
viel empfunden, nichts erworben,
froh gelebt und leicht gestorben.
Frag nicht nach der Zahl der Jahre,
kein Kalender ist die Bahre,
und der Mensch im Leichentuch
bleibt ein zugeklapptes Buch,
Darum, Wand'rer, ziehe weiter,
denn Verwesung stimmt nicht heiter!


Ferdinand Sauter, geboren am 6.5.1804 in Werfen/Salzburg, gestorben am 30.10.1854 in Hernals bei Wien.

Schauen Sie selbst bei Gutenberg.Spiegel.de.

Und noch ein Gedicht über sich selbst schrieb er:


Immer lustig lebt der Sauter,
Treu ist sein Gemüt und lauter,
Tausend Hirngespinste baut er,
Und sich selber nicht vertraut er,
Alles was er hat, verhaut er,
Wie ein Vogel Strauß verdaut er,
Wenn oft Selchfleisch ißt mit Kraut er,
Schöne Mädchen gerne schaut er,
Wie ein Kater dann miaut er,
Leider aber schon ergraut er,
Immer mehr und mehr – versaut er.

Noch mehr können Sie bei Wikipedia lesen.

Die Unterhose

Heilig ist die Unterhose,
wenn sie sich in Sonn und Wind,
frei von ihrem Alltagslose,
auf ihr wahres Selbst besinnt.

Fröhlich ledig der Blamage
steter Souterränität,
wirkt am Seil sie als Staffage,
wie ein Segel leicht gebläht.

Keinen Tropus ihr zum Ruhme
spart des Malers Kompetenz,
preist sie seine treuste Blume
Sommer, Winter, Herbst und Lenz.

Christian Morgenstern, am 06.05.1871 in München geboren. Er schrieb nicht nur Ernstes, auch Heiteres, wie Sie sehen.

Mehr Werke und Gedichte finden Sie bei
Gutenberg.Spiegel.de
und eine ausführliche Biographie mit vielen weiterführenden Links bei Wikipedia.

Donnerstag, 5. Mai 2005

Himmelfahrt

Der Leib lag auf der Totenbahr,
Jedoch die arme Seele war,
Entrissen irdischem Getümmel,
Schon auf dem Wege nach dem Himmel.

Dort klopft' sie an die hohe Pforte,
Und seufzte tief und sprach die Worte:
Sankt Peter, komm und schließe auf!
Ich bin so müde vom Lebenslauf -
Ausruehen möcht ich auf seidnen Pfühlen
Im Himmelreich, ich möchte spielen
Mit lieben Englein Blindekuh
Und endlich genießen Glück und Ruh!

Man hört Pantoffelgeschlappe jetztund,
Auch klirrt es wie ein Schlüsselbund,
Und aus einem Gitterfenster am Tor
Sankt Peters Antlitz schaut herovr.

Er spricht: »Es kommen die Vagabunde,
Zigeuner, Polacken und Lumpenhunde,
Die Tagediebe, die Hottentotten -
Sie kommen einzeln und in Rotten,
Und wollen in den Himmel hinein
Und Engel werden und selig sein.
Holla! Holla! Für Galgengesichter
Von eurer Art, für solches Gelichter
Sind nicht erbaut die himmlischen Hallen -
Ihr seid dem leidigen Satan verfallen.
Fort, fort von hier! und trollt euch schnelle
Zum schwarzen Pfuhle der ewigen Hölle« -

So brummt der Alte, doch kann er nicht
Im Polterton verharren, er spricht
Gutmütig am Ende die tröstenden Worte:
»Du arme Seele, zu jener Sorte
Halunken scheinst du nicht zu gehören -
Nu! Nu! Ich will deinen Wunsch gewähren,
Weil heute mein Geburtstag just
Und mich erweicht barmherzige Lust -
Nenn mir daher die Stadt und das Reich,
Woher du bist; sag mir zugleich,
Ob du vermählt warst? Ehliches Dulden
Sühnt oft des Menschen ärgste Schulden;
Ein Ehmann braucht nicht in der Hölle zu schmoren,
Ihn läßt man nicht warten vor Himmelstoren.«

Die Seele antwortet: Ich bin aus Preußen,
Die Vaterstadt ist Berlin geheißen.
Dort rieselt die Spree, und in ihr Bette
Pflegen zu wässern die jungen Kadette;
Sie fließt gemütlich über, wenns regent -
Berlin ist auch eine schöne Gegend!
Dort bin ich Privatdozent gewesen,
Und hab über Philosphie gelesen -
Mit einem Stiftsfräulein war ich vermählt,
Doch hat sie oft entsetzlich krakeelt,
Besonders wenn im Haus kein Brot -
Drau bin ich gestorben und bin jetzt tot.

Sankt Peter rief: »O weh! O weh!
Die Philosophie ist ein schlechtes Metier.
Wahrhaftig, ich begreife nie,
Warum man treibt Philosophie.
Sie ist langweilig und bringt nichts ein,
Und gottlos ist sie obendrein;
da lebt man nur in Hunger und Zweifel,
Und endlich wird man geholt vom Teufel.
Gejammert hat wohl deine Xantuppe
Oft über die magre Wassersuppe,
Woraus niemals ein Auge von Fett
Sie tröstend angelächelt hätt -
Nun sei getrost, du arme Seele!
Ich habe zwar die strengsten Befehle,
Jedweden, der sich je im Leben
Mit Philososophie hat abgegeben,
Zumalen mit der gottlos deutschen,
Ich soll ihn schimpflich von hinnen peitschen -
Doch mein Geburtstag, wie gesagt,
Ist eben heut, und fortgejagt
Sollst du nicht werden, ich schließe dir auf
Das Himmelstor, und jetzo lauf
Geschwind herein -
Jetzt bist du geborgen!
Den ganzen Tag, vom frühen Morgen
Bis abends spät, kannst du spazieren
Im Himmel herum und träumend flanieren
Auf edelsteingepflasterten Gassen.
Doch wisse, hir darfst du dich nie befassen
Mit Philosophie; du würstest mich
kompromittieren fürchterlich -
Hörst du die Engel singen, so schneide
Ein schiefes Gesciht verklärter Freude, -
Hat aber gar ein Erzengel gesungen,
Sei gänzlich von Begeistrung durchdrungen,
Und sag ihm, daß die Malibran
Niemals besessen solchen Sopran -
Auch applaudiere immer die Stimm
Der Cherubim und er Seraphim,
Vergleiche sie mit Signor Rubini,
Mit Mario und Tamburini -
Gib ihnen den Titel von Excellenzen
Und knicktre nicht mit Reverenzen.
Die Sänger, im Himmel wir auf Erden,
Sie wollen alle geschmeichelt werden -
Der Weltkapellenmeister hier oben,
Er selbst sogar, hört gerne loben
Gleichfalls seine Werke, er hört es gern,
Wenn man lobsingest Gott dem Herrn
Und seinem Preis und Ruhm ein Psalm
Erklingt im dicksten Weihraumqualm.
Vergiß mich nicht. Wenn dir die Pracht
Des Himmels einmal Langweile macht,
So komm zu mir; dann spielen wir Karten.
Ich kenne Spiele von allen Arten,
Vom Lanzknecht bis zum König Pharo.
Wir trinken auch - Doch apropos!
Begegnet dir von ungefähr
Der liebe Gott, und fragt dich: woher
Du seiest? so sage nicht aus Berlin,
Sag lieber aus München oder aus Wien.«


Heinrich Heine

Ein hintersinnig, heiteres Gedicht. Mehr Werke von Heinrich Heine finden Sie bei Gutenberg.Spiegel.de
sowie eine sehr ausführliche Biographie bei Wikipedia.

Dienstag, 3. Mai 2005

Heller als Blitze im Gras alle Jungblumen jetzt funkeln

Regen um Regen fiel hin, und alle Blüten erschienen,
Mairegen umarmt auflebende Blumen an allen Wegen,
Und sie alle behalten im Regen die festlichen Mienen.

Keine Wolke kann mehr die blühende Wiese verdunkeln,
Ziehen auch Wolken heran, springend wie rauchige Riefen,
Heller als Blitze im Gras alle Jungblumen jetzt funkeln.

Und wird sternlos die Nacht, wild vom Gewitter verhangen,
Stark sind Baumdüfte, wie Sehnsucht süß bald und bitter,
Stärker als Donner erschütternd über das Nachtgras gegangen.


Dieses Gedicht passt so wunderbar zu diesem warmen Mairegen.

Max Dauthendey

Lusamgärtlein
Frühlingslieder aus Franken
Dem Andenken Walters von der Vogelweide und seinem "Lusamgärtlein" in Würzburg

Mehr Gedichte und Werke von Max Dauthendey finden Sie bei Gutenberg.Spiegel.de.
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